13.
Um also auf das Gesagte zurückzukommen, so wollen wir annehmen, der Gegenstand der Betrachtung sei ein Geheimnis aus dem Leiden des Herrn, z. B. die Geißelung, bei der er an die Säule gebunden dasteht. Der Verstand forscht nach den Ursachen, die ihm die Größe der Schmerzen und die Pein zu erkennen geben, die der Herr in dieser Verlassenheit erduldet hat, und nach vielem anderen, was ein tätiger oder wissenschaftlich gebildeter Verstand in diesem Geheimnisse finden kann. Dies ist die Gebetsweise, mit der alle beginnen, fortfahren und enden müssen. Sie ist ein vortrefflicher und sicherer Weg, den alle gehen müssen, bis der Herr sie zu anderen, übernatürlichen Dingen erhebt. Ich sage: alle, wenn es auch viele Seelen gibt, die mehr Nutzen aus anderen Betrachtungen als aus jenen über das heilige Leiden Christi ziehen. Denn wie es im Himmel viele Wohnungen gibt, so gibt es auch viele Wege dahin. Einigen ist es nützlich, wenn sie über die Hölle, anderen, für die der Gedanke an die Hölle zu betrüblich ist, wenn sie über den Himmel, und wieder anderen, wenn sie über den Tod Betrachtungen anstellen. Einige sind so weichherzig, daß es ihnen sehr schwer wird, immer über das Leiden Christi nachzudenken. Dagegen betrachten sie mit Freude und Nutzen die Macht und Größe Gottes in den Geschöpfen sowie die Liebe, die er zu uns getragen und die aus allem hervorleuchtet. Dies ist ein vortreffliches Verfahren; nur darf auch die oftmalige Betrachtung des Lebens und Leidens Christi nicht unterlassen werden, denn durch diese kam und kommt uns alles Gute zu.