Vorwort der heiligen Verfasserin
Man hat mir befohlen, die Gebetsweise und die Gnaden, die mir der Herr verliehen, zu beschreiben, und es wurde mir dazu eine große Freiheit eingeräumt. Ich wünschte aber, man hätte mir die nämliche Freiheit auch dazu gestattet, um recht ausführlich und klar meine großen Sünden und mein böses Leben zu schildern; dies wäre mir ein großer Trost gewesen. Allein man hat es nicht gewollt, sondern in diesem Stücke mich sehr gebunden. Deshalb bitte ich um der Liebe des Herrn willen jeden, der diese Beschreibung meines Lebens liest, nicht außer acht zu lassen, wie böse es gewesen ist, so daß ich unter allen Heiligen, die zu Gott sich bekehrt, keinen gefunden habe, an dem ich mich trösten könnte. Denn ich sehe, wie diese, nachdem der Herr sie einmal gerufen, ihn fernerhin nicht mehr beleidigten. Ich aber wurde nicht nur wieder schlimmer, sondern schien mich sogar geflissentlich den mir von der göttlichen Majestät erwiesenen Gnaden zu widersetzen; denn einerseits sah ich ein, daß mir aus dem Empfange dieser Gnaden die Verpflichtung erwüchse, dem Herrn vollkommener zu dienen, anderseits aber war ich überzeugt, ihm auch nicht im geringsten einen Entgelt dafür bieten zu können.
Er, der so lange meiner geharrt, sei in Ewigkeit gepriesen! Es ist, wie ich weiß, schon seit langer Zeit sein Wille, daß ich mein Leben beschreibe, doch habe ich bisher nicht den Mut dazu gehabt. Jetzt aber, nachdem mir auch meine Beichtväter den Auftrag dazu gegeben, bitte ich von ganzem Herzen den Herrn, er wolle mir die Gnade verleihen, diesen Bericht mit aller Klarheit und Wahrheit zu verfassen. Möge er zu seinem Ruhme und Lobe gereichen und dazu dienen, daß meine Beichtväter, die mich daraus besser kennenlernen, fortan meiner Schwachheit aufhelfen, damit ich so dem Herrn durch Eifer in seinem Dienste wenigstens etwas von dem abtragen kann, was ich ihm schulde! Ihn sollen alle Geschöpfe preisen in Ewigkeit! Amen.