2.
Anderthalb Jahre verweilte ich in diesem Kloster und wurde dadurch um vieles gebessert. Ich fing an, viele mündliche Gebete zu verrichten, und ersuchte alle, mich Gott zu empfehlen, damit er mich jenem Stande zuführe, in dem ich ihm dienen solle. Doch hatte ich kein Verlangen, Nonne zu werden; vielmehr hegte ich den Wunsch in mir, Gott möge mich nicht zu diesem Stande berufen. Gleichwohl schreckte ich auch vor einer Heirat zurück. Als jedoch mein Aufenthalt im Kloster zu Ende ging, war ich schon mehr geneigt, Nonne zu werden, aber nicht in diesem Hause, und zwar wegen gewisser Tugendübungen, die man, wie ich in der Folge vernahm, hier beobachtete und die mir äußerst übertrieben vorkamen. Einige der jüngeren Nonnen bestärkten mich in meiner Ansicht. Wären sie alle einer Meinung gewesen, so hätte mir dies viel genützt. Auch hatte ich in einem anderen Kloster eine sehr innige Freundin; deshalb wollte ich, wenn ich je Nonne werden sollte, nur ihr Kloster wählen. Ich sah also mehr auf das, was meiner Sinnlichkeit und Eitelkeit zusagte, als was zum Heile meiner Seele gewesen wäre. Diese guten Gedanken, mich dem Ordensstande zu widmen, kamen mir zuweilen, verließen mich aber bald wieder, ohne daß ich einen festen Entschluß hätte fassen können.