10.
Durch diese Mitteilung wächst in der Seele das Verlangen (nach Gott) und das Gefühl ihrer äußersten Verlassenheit noch mehr, und sie empfindet einen so feinen und durchdringenden Schmerz, daß sie, obschon in dieser Vereinsamung weilend, wohl buchstäblich mit dem königlichen Propheten von sich sprechen kann: Vigilavi, et factus sum sicut passer solitarius in tecto. Vielleicht befand sich jener, als er diese Worte sprach, in der nämlichen Verlassenheit; aber da er ein Heiliger war, so ließ ihn der Herr diese ohne Zweifel noch weit mehr fühlen als mich. An diesen Vers denke ich alsdann; ich meine, ihn an mir selbst erfüllt zu sehen, und es ist mir tröstlich, daß auch andere und noch dazu so heilige Personen dieselbe äußerste Verlassenheit empfunden haben. Dem Sperling auf dem Dache gleich scheint hier die Seele nicht in sich, sondern auf dem Dache ihrer selbst und hoch über allem Erschaffenen zu sein; denn sie scheint sogar über dem höchsten Teile ihrer selbst zu weilen.