6.
Zwar mag der Gemütszustand oder Krankheit nicht immer gestatten, das Leiden Christi zu betrachten, weil dies immerhin etwas anstrengend ist; aber was hindert uns an der Betrachtung des Auferstandenen? Haben wir ihn doch so nahe im Sakramente. Da ist er jetzt verherrlicht; da sehen wir ihn nicht mehr so betrübt und zerschlagen, nicht mit Blut überronnen, nicht ermüdet von seinen Wegen, nicht verfolgt von jenen, denen er Gutes getan, nicht verraten von den Aposteln. Ja, es ist wahr: man kann nicht immer den Gedanken an so viele und große Schmerzen, die der Heiland gelitten hat, ertragen. Aber sieh, in der Auferstehung hast du ihn ohne alle Pein und voll der Glorie, die einen stärkend, die anderen ermunternd, bis er zum Himmel auffährt. Im Allerheiligsten Sakramente in er unser beständiger Gefährte, dem es unmöglich zu sein scheint, sich auch nur einen Augenblick von uns zu trennen; und ich, o mein Herr, wie habe ich mich von dir trennen können in dem Wahne, dir dadurch vollkommener zu dienen? Damals, als ich dich noch beleidigte, war dies kein Wunder, denn da kannte ich dich noch nicht. Aber wie konnte ich auch dann, nachdem ich dich gekannt, noch denken, durch Trennung von dir mehr zu gewinnen? Ach Herr, welchen schlechten Weg ging ich da! Ja, mir scheint, ich befand mich auf gar keinem Wege mehr. Du aber führtest mich auf den rechten Pfad zurück und als ich dich wieder bei mir sah, fand ich alles Gute. Kein Leiden kam über mich, daß ich nicht leicht ertrug, wenn ich dich vor den Richtern stehen sah. In der Gegenwart eines so treuen Freundes und tapferen Feldherrn, der im Leiden sich an die Spitze gestellt hat, kann man alles ertragen. Er hilft uns und stärkt uns, er verließ uns nie, er ist uns ein wahrer Freund. Jetzt erkenne ich klar und ich habe es auch schon bald nach der Befreiung von meinem Irrtum eingesehen: um Gott zu gefallen und große Gnaden von ihm zu erlangen, ist es seinem Willen gemäß notwendig, daß sie durch die Hände dieser heiligsten Menschheit gehen, an der Seine Majestät, wie sie selbst sagt, ihr Wohlgefallen hat. Dies habe ich selbst oft durch die Erfahrung bestätigt gefunden, und auch der Herr selbst hat es mir gesagt. Ich habe deutlich gesehen, daß wir durch diese Pforte eingehen müssen, wenn wir wollen, daß die allerhöchste Majestät uns große Geheimnisse offenbare.