7.
Als einst viele Bücher in der Muttersprache verboten wurden, fiel mir dies sehr schwer; denn einige hatte ich mit Freude gelesen und nun konnte ich es nicht mehr, weil sie nur noch in lateinischer Sprache zugelassen wurden. Da sprach der Herr zu mir: »Betrübe dich nicht, ich will dir ein lebendiges Buch geben.« Weil ich damals noch keine Visionen hatte, so konnte ich den Sinn dieser Worte nicht begreifen. Nach sehr kurzer Zeit aber verstand ich ganz gut, was damit gemeint war; denn in dem, was ich schaute, fand ich so reichlichen Stoff zum Betrachten und zur innerlichen Sammlung, und der Herr unterwies mich auf mannigfache Weise mit solcher Liebe, daß ich der Bücher nur wenig, ja gar nicht mehr bedurfte. Die göttliche Majestät selbst war das wahre Buch, in dem ich die Wahrheit schaute. Gepriesen sei dieses Buch! Es prägt das, was man lesen und tun soll, so tief ein, daß man es nicht vergessen kann. Wer sieht wohl auch den Herrn mit Wunden bedeckt und Verfolgungen leidend, ohne selbst das Kreuz der Verfolgungen zu umfassen, zu lieben und danach zu verlangen? Wer schaut etwas von der Glorie, die er seinen Dienern verleiht, ohne zur Einsicht zu gelangen, daß alles, was man tun und leiben kann, im Vergleiche mit einem solchen Lohne, den wir erwarten, nichts ist? Wer sieht die Peinen der Verdammten, der nicht im Vergleiche mit ihnen alle Martern dieser Welt für Freuden erachtete und nicht erkännte, wie sehr er dem Herrn verbunden ist, daß er ihn so oft vor dem Orte dieser Peinen bewahrt hat? Weil ich aber mit der Hilfe Gottes einiges von diesen Dingen später mit mehr Ausführlichkeit sagen werde, so will ich in der Beschreibung meines Lebens weiterfahren.