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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Vierunddreißigstes Hauptstück

2.

Ich folgte dem Pater Rektor und begab mich, gestärkt durch das, was ich im Gebete vernommen hatte, furchtlos auf den Weg. Doch ging ich nicht ohne die größte Beschämung, weil ich wußte, zu welchem Zwecke ich geschickt wurde, und wie sehr man sich an mir täuschte. Dies veranlaßte mich, den Herrn noch mehr mit Bitten zu bestürmen, mich nicht zu verlassen. Ein großer Trost war es für mich, daß in der Stadt, wohin ich mich begab, ein Haus der Gesellschaft Jesu sich befand; denn ich glaubte, dort einigermaßen sicher sein zu können, wenn ich mich ebenso wie hier den Vorschriften der Väter unterwerfen würde. Nun gefiel es dem Herrn, daß jene Dame durch meine Anwesenheit selbst getröstet wurde; es ging bald augenscheinlich besser mit ihr, und sie wurde von Tag zu Tag mehr aufgerichtet. Man legte großen Wert darauf; denn ihr Leiden hatte sie, wie gesagt, in große Bedrängnis gebracht. Ohne Zweifel hat der Herr es so gefügt um der vielen Gebete willen, die fromme Bekannte für mich und zum Gelingen meiner Aufgabe verrichteten. Auch war die Dame sehr gottesfürchtig und tugendhaft, so daß ihr große Frömmigkeit das ersetzte, was mir abging. Sie faßte eine große Liebe zu mir, und auch ich liebte sie sehr, weil ich sah, wie gut sie war. Nichtsdestoweniger war für mich alles ein Kreuz; denn die gute Bewirtung verursachte mir große Pein; und die besondere Aufmerksamkeit, die mir zuteil ward, setzte mich sehr in Furcht. Meine Seele war so zaghaft, daß ich nicht wagte, unbekümmert zu sein. Aber auch der Herr war um mich besorgt; denn während meines Aufenthaltes an jenem Orte erwies er mir die größten Gnaden. Diese gaben mir eine erhabene Freiheit; und je größer sie waren, desto mehr liegen sie mich alles geringschätzen, was ich sah; ich konnte mit so vornehmen Damen, denen zu dienen ich mir zur Ehre hätte anrechnen können, umgehen, als wäre ich Ihresgleichen. Ich schöpfte dabei, wie ich es auch der Dame selbst sagte, einen sehr großen Nutzen für meine Seele. Ich nahm wahr, daß sie ein Weib sei, den menschlichen Leidenschaften und Schwachheiten unterworfen wie ich, und sah ein, wie wenig auf irdische Herrlichkeit zu halten ist. Je größer diese ist, desto mehr Sorgen, Mühen und Arbeit hat man, sich standesgemäß zu betragen, so daß man nicht ruhig leben kann. Da ist man ohne bestimmte Zeit und Ordnung, weil alles dem Stande, nicht dem Bedürfnisse entsprechen muß; und sogar bei der Wahl der Speisen muß man oftmals mehr den Stand als den Geschmack berücksichtigen.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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