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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Sechsunddreißigstes Hauptstück

7.

O Gott, wie elend ist doch dieses Leben! Hier gibt es keine sichere Freude und ist nichts ohne Veränderung. Kurz zuvor meinte ich meine Freude mit keiner anderen auf Erden vertauschen zu mögen; und nun quälte mich ihre Ursache derartig, daß ich nicht wußte, was ich anfangen sollte. O wenn mir doch die Ereignisse unseres Lebens aufmerksam betrachteten, wie bald müßte jeder aus Erfahrung einsehen, wie wenig in diesem Leben Freud und Leid zu achten sind! Wahrhaftig, dieser Kampf scheint mir einer der schwersten gewesen zu sein, die ich in meinem ganzen Leben zu bestehen hatte. Mein Geist scheint geahnt zu haben, wie vieles Leiden mir noch bevorstand; aber es war alles nicht so schmerzlich wie dieses, wenn es länger gedauert hätte. Doch der Herr wollte seine arme Magd nicht lange ohne Trost lassen; wie er in allen Trübsalen mich nicht ohne Hilfe ließ, so war es auch hier. Er gab mir einen Strahl seines Lichtes, so daß ich die Wahrheit erkannte und einsah, es seien alle Beängstigungen nur vom bösen Feinde, der mich mit seinen Lügen schrecken wolle. Bei der Erinnerung an die festen Entschlüsse, dem Herrn zu dienen, und an das Verlangen nach Leiden um seinetwillen sagte ich mir, daß ich meine eigene Ruhe nicht suchen dürfe, wenn dieses zur Tat werden sollte. Gäbe es Mühen, so seien sie nur Anlaß zum Verdienste; und würde Mißvergnügen eintreten, so diente es mir als Fegfeuer, wenn ich es Gott zulieb auf mich nähme. Was sollte ich also fürchten? Hätte ich nach Leiden Verlangen gehabt, so fände ich sie jetzt hinreichend; je mehr aber die Natur sich dagegen sträube, desto größer sei auch der Gewinn. Und warum sollte mir der Mut sinken, dem zu dienen, dem ich so viel schulde? Mit diesen und ähnlichen Betrachtungen stärkte ich mich; und indem ich mir große Gewalt antat, versprach ich vor dem allerheiligsten Sakramente, daß ich alles mögliche tun wollte, um die Erlaubnis zu erhalten, in das neugegründete Kloster gehen zu dürfen und hier die Klausur geloben, wenn ich es mit gutem Gewissen tun könnte.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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