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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Sechsunddreißigstes Hauptstück

13.

Zwei oder drei Tage, nachdem das Kloster gegründet war, versammelten sich einige Räte der Stadt, der Bürgermeister und Mitglieder des Domkapitels, und erklärten einmütig, die neue Stiftung sei durchaus nicht zu dulden, weil offenbar das allgemeine Wohl darunter leiden müßte. Das heiligste Sakrament, sagten sie, sollte man aus dem Hause wegnehmen, und es dürfte in keiner Weise ein weiterer Fortgang der Stiftung gestattet werden. Darauf ließen sie von jedem Orden zwei gelehrte Männer zusammenkommen, um sie über ihre Meinung zu befragen. Einige davon schwiegen, andere verwarfen die Stiftung des neuen Klosters; zuletzt ward dessen unverzügliche Aufhebung beschlossen. Nur einer, ein Präsentatus aus dem Orden des heiligen Dominikus, war nicht gegen das Kloster, wohl aber gegen dessen Verzicht auf ein bestimmtes Einkommen. Dieser Ordensmann erklärte, die Sache könne nicht so leicht abgetan werden; man möge sich dieselbe wohl überlegen, da es keine Eile habe; diese Angelegenheit gehe den Bischof an und dergleichen. Dies hatte gute Wirkung; denn bei der großen Erbitterung der Gemüter war es ein Glück zu nennen, daß man nie sogleich Hand ans Werk legte. Die Verhandlung ging schließlich so aus, wie es der Herr gewollt, da gegen seinen Willen alle wenig ausrichten konnten. Sie brachten ihre Gründe vor und waren von einem guten Eifer beseelt, weshalb sie auch Gott nicht beleidigten. Immerhin aber bereiteten sie mir und all denen, die sich um die neue Stiftung annahmen, großes Herzeleid; denn auch letztere, wenngleich nur wenige an Zahl, hatten eine schwere Verfolgung auszuhalten. Die Aufregung unter dem Volke war so groß, daß man von nichts anderem mehr redete und alle mich verurteilten. Bald lief man zum Provinzial, bald in mein Kloster. Indessen griff mich das, was man von mir sagte, so wenig an, als wäre es gar nicht gesagt worden; ich fürchtete nur, die Stiftung könnte wieder rückgängig gemacht werden. Dies und die Wahrnehmung, daß jene, die mir beistanden, ihren guten Ruf einbüßen und viel zu leiden hatten, schmerzte mich sehr; was aber über mich selbst gesagt wurde, schien mir eher Freude zu machen. Hätte ich festen Glauben gehabt, so wäre ich gar nicht beunruhigt worden. Aber so ist es: selbst der geringste Mangel in einer Tugend reicht schon hin, um alle übrigen einzuschläfern; deshalb war ich in jenen zwei Tagen, während der in der Stadt die erwähnten Versammlungen gehalten wurden, sehr betrübt. Da sprach der Herr in meinem großen Schmerz zu mir: »Weißt du denn nicht, daß ich mächtig bin? warum fürchtest du dich?« Zugleich versicherte er mich, daß das Werk nicht rückgängig gemacht werde, und so war ich getröstet. Man brachte nun die Sache vor den königlichen Rat, und von da kam der Auftrag, über den ganzen Hergang zu berichten.

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