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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Achtunddreißigstes Hauptstück

1.

Als ich eines Abends mich so übel befand, daß ich vom innerlichen Gebete entschuldigt zu sein glaubte, nahm ich einen Rosenkranz zur Hand, um mich nur mit mündlichem Gebete zu beschäftigen. Ich gab mir keine Mühe, meinen Geist innerlich zu sammeln; aber da ich im Oratorium weilte, war ich wenigstens äußerlich gesammelt. Doch wenn der Herr etwas (anderes) will, helfen alle diese Vorsichtsmaßregeln wenig. Nur ganz kurze Zeit hatte ich so gebetet, als mich eine Geistesentrückung mit solcher Gewalt überkam, daß ich nicht widerstehen konnte. Es schien mir, ich sei in den Himmel entrückt; und die ersten Personen, die ich da erblickte, waren mein Vater und meine Mutter. Zugleich schaute ich in so kurzer Zeit, als jemand ein Ave Maria beten kann, so außerordentliche Dinge, daß ich ganz außer mir war; denn allzu groß schien mir diese Gnade. Vielleicht dauerte die Vision auch länger, als ich gesagt, es macht aber dann nur sehr wenig aus. Ich fürchtete (darnach), es möchte das, was ich geschaut, eine Täuschung gewesen sein, obwohl es mir nicht als solche vorkam; und ich wußte nun nicht, was ich tun sollte; denn ich scheute mich sehr, mit meinem Beichtvater darüber zu sprechen. Dies kam jedoch, wie ich meine, nicht aus Demut, sondern, weil ich mir dachte, der Beichtvater werde mich auslachen und mich fragen, ob ich etwa ein heiliger Paulus oder ein heiliger Hieronymus sei, daß ich wie sie himmlische Dinge schaue? Aber ebendeshalb, weil diese glorreichen Heiligen ähnliche Dinge schauten, war meine Furcht um so größer, und ich mußte, da ich mir nicht zu helfen wußte, bitterlich weinen. Endlich ging ich doch, so hart es mich auch ankam, zum Beichtvater; denn wegen meiner großen Furcht vor Täuschung wagte ich es nicht, etwas zu verschweigen, wenn mir auch die Mitteilung an den Beichtvater noch so schwer fiel. Als mich aber dieser so betrübt sah, tröstete er mich sehr und gab mir viele gute Worte, um mich von meinem Leiden zu befreien.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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