14.
Doch ich kehre zu der begonnenen Erzählung von dem Ereignisse jenes Abends zurück. Als mir der Herr damals, wie gesagt, mein böses Leben in Erinnerung brachte und ich reichliche Tränen vergoß, weil ich nach meinem Dafürhalten bis dahin noch nicht, (in seinem Dienste) getan hatte, dachte ich bei mir, der Herr wolle mir vielleicht irgendeine besondere Gnade erweisen. Für gewöhnlich empfange ich nämlich dergleichen Gnaden vom Herrn erst dann, nachdem ich mich selbst zuvor vernichtete. Auf diese Weise, denke ich, wird der Herr deshalb mit mir verfahren, damit ich um so klarer erkenne, wie weit solche Gnaden all mein Verdienst übersteigen. Kurz darauf geriet mein Geist in eine so erhabene Verzückung, daß ich fast meinte, er befinde sich ganz außer dem Körper; wenigstens gewahrte ich nicht, daß er noch im Leibe lebte. Ich erblickte da die allerheiligste Menschheit in einer so außerordentlichen Glorie, wie noch nie. Durch eine wunderbare lichtvolle Erkenntnis ward mir Christus im Schoße des Vaters gezeigt; doch weiß ich nicht zu sagen, wie er dort ist; denn die Gottheit, in deren Gegenwart ich mich zu befinden schien, schaute ich nicht. Ich war davon so ergriffen und erstaunt, daß ich, wie ich glaube, mehrere Tage lang nicht wieder zu mir kommen konnte; und es war mir immer, als sei mir die Majestät des Sohnes Gottes gegenwärtig, wenn auch nicht in der Weise wie das erstemal. Dies erkannte ich gar wohl; aber es blieb (die eben erwähnte Vision), so kurz sie auch anhielt, meiner Einbildungskraft so lebendig eingedrückt, daß ich mich ihr einige Zeit hindurch nicht entledigen konnte. Dies gewährt großen Trost und fördert ungemein den Fortschritt der Seele.