• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Achtunddreißigstes Hauptstück

21.

Weil ich einmal begonnen habe, von Visionen über Verstorbene zu reden, so will ich weiter erzählen, was mir der Herr bezüglich einiger Seelen geoffenbart hat. Um aber nicht zu weitläufig zu werden, und weil es zu wissen nicht notwendig, ich will sagen, von keinem Nutzen ist, will ich nur einige Begebenheiten anführen. Man sagte mir, es sei ein Pater gestorben, der einst unser Provinzial gewesen, aber zur Zeit seines Todes eine andere Provinz leitete. Ich hatte früher viel mit ihm verkehrt und war ihm wegen einiger guten Dienste, die er mir geleistet, zum Danke verpflichtet. Die Nachricht von seinem Tode betrübte mich sehr; denn obwohl er ein sehr tugendhafter Mann gewesen, so war ich doch wegen seiner Seligkeit in Furcht. Er war nämlich zwanzig Jahre lang Oberer, und da bin ich fürwahr immer in großer Furcht, weil ich es für etwas sehr Gefährliches halte, die Last der Seelsorge zu tragen. In meiner Betrübnis ging ich in ein Oratorium und schenkte ihm alles, was ich in meinem Leben Gutes getan; und da mir dies sehr wenig schien, so bat ich den Herrn, er wolle durch seine Verdienste ersetzen, was dieser Seele noch notwendig sei, um aus dem Fegfeuer erlöst zu werden. Während ich so mit möglichster Innigkeit zum Herrn flehte, kam es mir vor, als komme der Verstorbene zu meiner Rechten aus der Tiefe der Erde hervor; und ich sah, wie er mit höchster Freude zum Himmel emporschwebte. Er war schon gut ein Greis gewesen; aber hier erschien er mir wie ein Dreißiger, ja noch jünger, und sein Angesicht glänzte. Diese Erscheinung war schnell vorüber; aber ich fühlte mich davon so außerordentlich getröstet, daß mich sein Tod fernerhin nicht mehr betrüben konnte, obwohl viele ihn immer noch sehr betrauerten, denn er war gar sehr beliebt. Der Trost, den meint Seele empfand, war so groß, daß ich über diesen Todesfall ganz beruhigt blieb; ich konnte nicht zweifeln, daß diese Vision eine echte gewesen, ich will sagen (es war mir klar), daß hier keine Täuschung vorgekommen sei. Seit seinem Hinscheiden waren nur vierzehn Tage verflossen. Indessen unterließ ich es doch nicht, ihn Gott zu empfehlen und auch andere um dasselbe zu ersuchen; aber ich konnte es nicht mit solcher Inbrunst tun, wie wenn ich die Vision nicht gehabt hätte; denn wenn nicht der Herr von einer Seele solches schauen läßt und ich sie nachher seiner Majestät empfehlen will, so kommt es mir unwillkürlich vor, als wolle ich einem Reichen ein Almosen geben. Da dieser Ordensmann in weiter Entfernung von hier gestorben war, so erfuhr ich erst später, welches Ende ihm der Herr verlieh. Dieses war so erbaulich, daß alle Anwesenden über sein volles Bewußtsein, über seine Tränen und über seine Demut, mit der er starb, sich verwunderten.

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (325.38 kB)
  • epubEPUB (315.38 kB)
  • pdfPDF (1.12 MB)
  • rtfRTF (949.24 kB)
Translations of this Work
Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy