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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Neununddreißigstes Hauptstück

22.

Zuweilen kommt mir ein so großes Verlangen nach der Kommunion, daß ich es gar nicht aussprechen kann. Dies war auch eines Morgens der Fall, als es so stark regnete, daß es schien, als wolle der Regen das Verlassen des Hauses unmöglich machen. Trotzdem wollte ich zur Kirche gehen; und kaum hatte ich das Haus verlassen, als ich auch schon von diesem Verlangen so außer mir war, daß ich, selbst wenn man mir Lanzen vorgehalten hätte, dennoch weitergegangen wäre; um so weniger ließ ich mich durch den Regen abhalten. Als ich in der Kirche angekommen war, überfiel mich eine tiefe Verzückung. Ich glaubte die Himmel selbst sich öffnen zu sehen, nicht bloß einen Eingang dazu wie sonst. Hier sah ich den Thron, der mir, wie ich Euer Gnaden schon gesagt habe, auch sonst schon öfter gezeigt worden war; über ihm befand sich ein anderer Thron, auf dem die Gottheit thronte; ich sah dies zwar nicht, erkannte es aber durch eine Mitteilung, die ich nie wiedergeben kann. Diesen Thron trugen, wie mir schien, einige lebende Wesen, von deren Bedeutung ich schon etwas gehört zu haben meine; ich dachte mir, ob es nicht die Evangelisten wären. Wie jedoch der Thron selbst beschaffen war, oder wer darauf saß, wurde mir nicht gezeigt; wohl aber sah ich eine sehr große Schar Engel. Diese kamen mir unvergleichlich schöner vor als die übrigen, die ich im Himmel gesehen habe. Ich dachte mir, es könnten Seraphim oder Cherubim sein, weil sie an Herrlichkeit (jene anderen Engel) weit übertrafen; denn sie schienen ganz zu flammen. Der Unterschied ist, wie gesagt, ein großer. Die Seligkeit, die ich damals in mir empfand, war unaussprechlich und unbeschreiblich; wer nichts Ähnliches selbst erfahren hat, kann sich gar keinen Begriff machen. Ich erkannte, daß hier alles vereinigt sei, was man verlangen kann; gesehen aber habe ich nichts. Es ward mir gesagt — durch wen, weiß ich nicht —, daß mein ganzes Können sich darauf erstrecke, zu erkennen, daß ich nichts zu erkennen vermöge, und einzusehen, daß alles im Vergleiche mit dem, was hier ist, nichts sei. Und fürwahr, meine Seele schämte sich darnach bei dem Gendanken, daß sie sich noch mit irgendeinem erschaffenen Dinge befassen und wohl gar auch Neigung dazu fassen könnte; denn die ganze Welt kam mir nur wie ein Ameisenhaufen vor.

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