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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Vierzigstes Hauptstück

20.

Manchmal betrübe ich mich, wenn ich sehe, wie unnütz ich im Dienste des Herrn bin, und daß ich notgedrungen auf die Pflege meines so schwachen und elenden Leibes mehr Zeit verwenden muß, als mir lieb ist. Ich will da einen ganz besonderen Fall erwähnen. Eines Abends war ich im Gebete, und es kam die Stunde zum Schlafengehen; ich war voll Schmerzen und erwartete mein gewöhnliches Erbrechen. Als ich mich so sehr an mich gefesselt sah und andrerseits der Geist eine Zeit für sich verlangte, ward ich so betrübt, daß ich bitterlich zu weinen und in Klagen auszubrechen anfing. Dies war indessen nicht das einige Mal, sondern es kommt, wie ich schon gesagt habe, oft vor. Ich meine da verdrießlich über mich selbst zu sein, so daß ich mich förmlich verabscheue. Für gewöhnlich habe ich diesen Abscheu nicht, sondern sehe auf mich selbst und lasse es mir an dem, was ich als notwendig erkenne, nicht mangeln. Der Herr gebe nur, daß ich oft nicht mehr tue, als notwendig ist! Diesmal nun, als ich mich so betrübt sah, spendete der Herr mir großen Trost. Er erschien mir und sagte zu mir, ich sollte dies alles aus Liebe zu ihm tun und leiden, denn mein Leben sei für jetzt noch notwendig. Und so meine ich denn keine Betrübnis mehr empfunden zu haben, seitdem ich mich entschlossen habe, diesem meinem Herrn und Tröster mit allen meinen Kräften zu dienen. Wenn er mich auch ein wenig leiden ließ, so tröstet er mich doch wieder in einer Weise, daß ich leicht wieder nach Leiden verlangen konnte. Darum scheint es mir auch jetzt, als lebte ich nur um zu leiden; und dies ist es, um was ich Gott am liebsten bitte. Manchmal sage ich zu ihm aus ganzem Herzen: »Herr, entweder sterben aber leiden! Um nichts anderes bitte ich dich für mich.« Höre ich die Uhr schlagen, so ist mir dies ein Trost; denn ich denke, ich sei nun der Anschauung Gottes um etwas näher gekommen, weil wieder eine Stunde des Lebens vorübergegangen. Zu anderen Zeiten dagegen bin ich wieder in einem Zustande, daß ich mich weder betrübe zu leben, noch auch ein Verlangen zu sterben in mir zu haben glaube. Ich befinde mich da in einer gewissen Trägheit und Verfinsterung, die von großen Leiden herrührt und, wie ich schon gesagt habe, oft bei mir vorkommt.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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