• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Teresa of Ávila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Achtes Hauptstück

11.

Damit man aber die Barmherzigkeit Gottes erkenne und sehe, welch ein großes Glück es für mich gewesen, daß ich das innerliche Gebet und die Lesung nicht wieder aufgab, so will ich, weil an dieser Erkenntnis so viel gelegen ist, hier schildern, welchen Kampf der böse Feind einer Seele bereitet, um sie zu gewinnen, sowie auch, welcher Kunstgriffe der Herr sich bedient und wie barmherzig er ist, die Seele wieder an sich zu ziehen. Diese Schilderung soll zugleich eine Mahnung sein, daß man sich vor den Gefahren hüte, vor denen ich selbst mich nie gehütet habe. Ja, vor allem bitte ich um der Liebe unseres Herrn willen, besonders um jener großen Liebe willen, mit der er stetig bemüht ist, uns zu sich zu bekehren, daß man die Gelegenheiten zur Sünde meide; denn solange wir uns darin befinden, können mir den Angriffen so mächtiger Feinde gegenüber und bei so vielen Schwachheiten, denen wir unterworfen sind, auf unsere eigene Verteidigung kein Vertrauen setzen. Ich wünschte nur, ich könnte meinen Lesern recht lebhaft die Gefangenschaft vor Augen führen, in der meine Seele damals schmachtete. Daß ich gefangen war, erkannte ich wohl, aber worin, dies war mir nicht recht klar; ich konnte es nicht völlig glauben, daß das, worüber mir die Beichtväter selbst kein so schweres Gewissen machten, ein so großes Übel sei, wie ich es in meiner Seele fühlte. Einer von ihnen, dem ich meinen Zweifel in dieser Hinsicht vortrug, erklärte mir sogar, die Gelegenheiten und Unterhaltungen, die ich pflegte, wären für mich selbst dann nicht unpassend, wenn ich die Gabe einer hohen Beschauung hätte. Es war dies bereits am Ende jener Zeit, in der ich mich mit der Gnade Gottes schon mehr von größeren Gefahren fernhielt, aber doch die Gelegenheit, Gott zu beleidigen, noch nicht ganz vermied. Weil die Beichtväter gute Begierden in mir gewahrten und sahen, wie ich mich auf die Übung des innerlichen Gebetes verlegte, so meinten sie, ich täte viel damit; meine Seele aber erkannte gut, daß sie damit noch nicht tue, was sie für den, dem sie so viel schuldete, zu tun verpflichtet wäre. Sie dauert mich jetzt noch, die arme Seele, daß sie so viel zu leiden hatte und nirgends, außer bei Gott, auch nur ein bißchen Hilfe fand, und daß man ihr zu ihren Unterhaltungen und Vergnügungen so sehr freien Lauf ließ; man sagte ihr, diese Dinge seien erlaubt.

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (325.38 kB)
  • epubEPUB (315.38 kB)
  • pdfPDF (1.12 MB)
  • rtfRTF (949.24 kB)
Translations of this Work
Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy