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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia
II. Gunstbezeigungen Gottes

10.

Am Dienstag nach Christi Himmelfahrt hatte ich nach der hl. Kommunion eine ziemlich lange Zeit recht mühsam beim Gebete zugebracht, weil ich so zerstreut war, daß ich bei keinem Gedanken verweilen konnte. Ich beklagte mich beim Herrn über die Armseligkeit unserer Natur. Allmählich ward meine Seele entflammt, und ich glaubte in einer Verstandesvision ganz deutlich die Gegenwart der ganzen heiligsten Dreifaltigkeit wahrzunehmen. Damit meine Ungeschicklichkeit es besser fassen konnte, erkannte meine Seele durch eine Art von Darstellung, wie in einem Bilde der Wirklichkeit, auf welche Weise Gott dreifaltig und doch eins sei. Es schien mir auch, als ob alle drei Personen, die sich mir im Innern meiner Seele unterscheidbar zeigten, mich anredeten und zu mir sagten, ich würde in mir von diesem Tage an eine Besserung in dreifacher Hinsicht wahrnehmen, nämlich in der Liebe, in der Freude, im Leiden und in der Empfindung dieser Liebe durch Entflammung meiner Seele. Zugleich gewann ich auch das Verständnis jener Worte des Herrn im Evangelium, das die drei göttlichen Personen in einer im Gnadenstande sich befindlichen Seele wohnten, denn ich sah sie in mir in der erwähnten Weise. Als ich darauf dem Herrn für diese große Gnade dankte und mich ihrer ganz unwürdig hielt, sprach ich in tiefster Betrübnis zu Seiner Majestät und sagte, warum sie mich je aus ihrer Hand habe entfliehen und so böse werden lassen, nachdem sie mir doch so große Gnaden erweisen wolle. Tags zuvor war ich nämlich beim Anblick meiner Sünden tief betrübt. Ich erkannte infolgedessen ganz klar, wieviel der Herr seinerseits mir von Kindheit an erwiesen, sowie auch die kräftigen Mittel, deren er sich bediente, um mich an sich zu ziehen, und wie sie alle mich doch nicht vorwärts brachten. Dadurch kam ich auch zum Verständnis jener überströmenden Liebe Gottes, die uns, sobald wir zu Gott zurückkehren wollen, alles verzeiht und die er besonders mir aus vielen Gründen mehr als anderen Menschen erwiesen hat. Die drei Personen, die ich als einen Gott erkannte, schienen meiner Seele so eingedrückt zu bleiben, daß man, wenn dies lange anhielte, nicht anders könne, als in einer so göttlichen Gesellschaft in beständiger Vereinigung zu verweilen.

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Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia

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