20.
An einem Palmsonntag nach der hl. Kommunion war ich in solche Verzückung geraten, daß ich die hl. Hostie nicht hinunterschlucken konnte. Als ich sie so im Munde behielt und wieder etwas zu mir gekommen war, schien es mir, als wäre mein ganzer Mund voll von Blut; auch kam es mir vor, als sei mein Angesicht und der ganze Leib mit diesem Blute überströmt, so warm, wie wenn der Herr es soeben vergossen hätte. Außerordentlich war die Wonne, die ich dabei empfand, und der Herr sprach zu mir: »Tochter, ich will, daß dir mein Blut zum Heile gereiche; fürchte dich nicht, daß dir meine Barmherzigkeit mangeln werde. Ich habe es unter unbeschreiblichen Schmerzen vergossen, du aber genießt es, wie du siehst, mit großer Wonne. Wie gut vergelte ich dir die Freude, die du mir an diesem Tage bereitet hast.«
Dies sagte er zu mir, weil ich seit dreißig Jahren jedesmal an diesem Tage, wenn es mir möglich war, kommuniziert und meine Seele mit allem Eifer als Herberge für ihn zubereitet hatte. Denn die Juden schienen mir sehr lieblos gegen ihn gehandelt zu haben, da sie ihn nach einem so glänzenden Empfang wieder so weit zum Abendessen gehen ließen. Ich schloß daraus, er werde in mir bleiben, obwohl, wie ich jetzt sehe, die Herberge sehr schlecht ist. Solch einfältige Erwägungen stellte ich an; sie müssen aber dem Herrn gefallen haben; denn diese Erscheinung ist eine von jenen, die ich für die sichersten halte, und sie hat mir auch bei der hl. Kommunion großen Nutzen gebracht.