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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia
II. Gunstbezeigungen Gottes

28.

Am Tage nach dem Feste des heiligen Matthias befand ich mich in einer Verfassung, in der ich gewöhnlich bin, seitdem mir die Vision der heiligsten Dreifaltigkeit zuteil geworden ist und ich die Art und Weise schaute, wie sie in einer Seele wohnt, die sich im Stande der Gnade befindet. Diese anbetungswürdige Dreifaltigkeit stellte sich mir in einer Weise dar, daß ich sie in Wirklichkeit und durch bestimmte Vergleiche mittels einer imaginären Vision deutlich schaute. Obwohl sich mir öfters die heiligste Dreifaltigkeit mittels einer Verstandesvision darstellte, so konnte sich doch nach Verlauf von einigen Tagen mein Geist nicht mehr wie jetzt mit dieser Wahrheit beschäftigen noch auch daran Trost finden. Heute erkannte ich, daß diese Vision dem entspricht, was ich von den Theologen darüber vernommen habe, wenn ich es auch nicht immer verstanden habe; indessen habe ich diese Wahrheit immer ohne Bedenken geglaubt, da ich nie eine Versuchung gegen den Glauben gehabt habe.

Wir Unwissende glauben, daß alle drei Personen der heiligsten Dreifaltigkeit in einer Person seien, etwa wie wir es an Bildern wahrnehmen, auf welche ein Körper mit einem dreifachen Antlitz gemalt ist. Dies setzt uns so in Staunen, daß es uns unmöglich vorkommt, und wir wagen nicht darüber nachzudenken. Unser Verstand gerät in Verwirrung und Furcht, er möchte an dieser Wahrheit zweifeln; dabei aber verliert er ein großes Verdienst.

Das, was meinem Geiste sich darstellte, sind drei verschiedene Personen, von denen man jede einzelne schauen und ansprechen kann. Und dann habe ich betrachtet, daß der Sohn allein die menschliche Natur angenommen hat, was diese Wahrheit ganz deutlich lehrt. Diese drei Personen lieben sich gegenseitig, teilen sich einander mit und erkennen sich. Aber wenn jede für sich allein ist, wie können wir dann sagen und glauben, daß alle drei eine Wesenheit sind? Es ist das die vollste Wahrheit, und ich wäre bereit, tausendmal dafür zu sterben. Auch ist in den drei Personen nur ein Wille, ein Können und eine Herrschermacht, so daß keine ohne die andere etwas vermag und alle Geschöpfe nur einen Schöpfer haben.

Könnte etwa der Sohn ohne den Vater auch nur eine Ameise erschaffen? Nein, denn sie haben nur ein Können; dasselbe gilt auch vom Heiligen Geiste. Es gibt also nur einen allmächtigen Gott, und alle drei Personen sind nur ein und dieselbe Majestät. Könnte jemand den Vater lieben ohne den Sohn und den Heiligen Geist? Nein, wer eine von diesen Personen ehrt, ehrt sie alle drei, und wer eine von ihnen beleidigt, beleidigt sie alle drei. Kann der Vater sein ohne den Sohn und den Heiligen Geist? Nein, denn sie sind nur ein Wesen; und da, wo eine Person ist, sind alle drei, da man sie nicht trennen kann. Aber wie sehen wir, daß die drei Personen verschieden sind? Warum hat der Sohn Fleisch angenommen und nicht der Vater und der Heilige Geist? Dies habe ich nicht verstanden; die Theologen wissen es vielleicht. Ich weiß wohl, daß bei jenem Wunderwerke der Menschwerdung die drei Personen mitgewirkt haben; aber ich denke nicht viel daran, auf welche Weise sich dieses Geheimnis vollzog. Denn mein Geist ist gar bald eingenommen von der Wahrheit, daß Gott allmächtig ist, daß er alles vollbracht hat, was er gewollt hat, und noch vollbringen wird, was er will. Und je weniger ich diese Wahrheit verstehe, um so mehr glaube und liebe ich sie. Seine Majestät sei immerdar gepriesen! Amen.

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Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia

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