2.
Als er zu Ávila angekommen war, bemühte ich mich, daß er das Kloster zum heiligen Joseph besuchen möchte. Der Bischof hielt es für gut, daß ihm derselbe Empfang bereitet werde, wie seiner eigenen Person. Ich gab ihm in aller Wahrheit und Klarheit Rechenschaft; denn immer war es meine Art, mit meinen Vorgesetzten so zu verkehren, entstehe dann daraus, was da immer wolle; denn sie vertreten Gottes Stelle. Ebenso rede ich auch mit den Beichtvätern. Würde ich nicht so handeln, so hätte meine Seele keine Sicherheit mehr. Darum offenbarte ich denn auch dem Pater General meine Seele und fast mein ganzes Leben, wenngleich nicht viel Gutes daran war. Er aber tröstete mich sehr und gab mir die Versicherung, er werde mir nicht befehlen, mein gegenwärtiges Kloster zu verlassen. Er freue sich, unsere Lebensweise kennenzulernen, und sah darin ein wenn auch unvollkommenes Abbild vom Beginn unseres Ordens, in dem die erste Regel in aller Strenge gehalten wurde; denn in keinem einzigen Kloster des ganzen Ordens wurde diese beobachtet, sondern überall die gemilderte. Er wünschte sogar, daß dieser geringe Anfang sich weiter verbreiten möchte, und erteilte mir einen sehr umfassenden Vollmachtsbrief zur Errichtung noch mehrerer Klöster. Ja, er drohte darin mit Zensuren oder geistlichen Strafen, damit kein Provinzial mich daran hindere. Ich hatte diese Vollmacht nicht von ihm begehrt; er gab sie mir ungebeten, weil er aus meiner Gebetsweise entnahm, wie groß mein Verlangen war, wenigstens einige
Seelen Gott näher zu bringen.