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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Letters Briefe

100. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla

Malagón, 15. Juni 1576

Nachrichten über die Reise und Verhaltungsmaßregeln für die Priorin.

Jhs

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!

O wie sehr wünschte ich, Ihnen recht ausführlich zu schreiben; weil ich aber noch andere Briefe zu besorgen habe, so finde ich keine Zeit dazu. Den Pater Gregor habe ich gebeten, er wolle Ihnen die ganze Reise ausführlich beschreiben. Im Grunde genommen ist aber wenig darüber zu berichten, weil unsere Reise sehr gut vonstatten ging und wir nicht viel Hitze zu ertragen hatten. Am zweiten Pfingsttage kamen wir, Gott sei Dank, wohlbehalten hier an. Die Mutter Priorin traf ich auf dem Wege der Besserung, obwohl sie noch nicht ganz gesund ist. Sie und die Schwestern sollen sie recht eifrig Gott empfehlen. Ich hatte große Freude an ihr. An den Überfluß, den Sie haben, denke ich oft. Gebe Gott, daß nichts fehle!

Um der Liebe willen bitte ich Sie, alle möglichen Wege zum Schreiben zu benützen, damit ich immer weiß, wie es den Schwestern geht. Schicken Sie die Briefe nach Toledo; ich werde die Priorin beauftragen, sie noch rechtzeitig hieher zu senden. Es kann auch sein, daß ich mich einige Tage dort aufhalte; denn ich fürchte, es werde noch Mühe kosten, bis ich die Angelegenheit mit Doña Luise in Ordnung gebracht habe. Die dortigen Schwestern sollen diese Angelegenheit Gott empfehlen. Grüßen Sie mir auch die Mutter Subpriorin und alle Schwestern! Seien Sie recht liebevoll gegen [die Schwester Eleonora] vom heiligen Gabriel; denn sie war bei meiner Abreise sehr betrübt. Dem García Alvarez wollen Sie mich gleichfalls vielmals empfehlen. Geben Sie uns Nachricht von dem Prozesse und von allem, vorzüglich aber von unserem Vater, wenn er angekommen ist. Im beiliegenden Briefe habe ich ihm angelegentlichst empfohlen, ja nicht zu dulden, daß irgend jemand [im Sprechzimmer] dort esse. Sehen Sie darauf, daß diese Gewohnheit nicht eingeführt werde! Ausgenommen ist nur unser Vater, weil er es so sehr bedarf und weil dies geschehen kann, ohne daß es jemand erfährt. Und sollte es auch jemand erfahren, so kennt doch jedermann den Unterschied zwischen einem Oberen und einem Untergebenen. Denn seine Gesundheit ist für uns so wichtig, daß alles, was wir zu ihrer Erhaltung tun können, wenig ist. Die Mutter Priorin wird durch Pater Gregor zu diesem Zwecke und zur Bestreitung des Notwendigen etwas Geld senden; denn sie hat in Wahrheit große Liebe zu ihm, und deshalb tut sie es gerne. Es wird gut sein, wenn er dies erfährt. Ich versichere Sie, daß die Schwestern wenig Almosen erhalten werden, und so könnte der Fall eintreten, daß sie, wenn sie anderen zu essen geben, selber nichts zu essen haben. Ich wünsche sehr, daß diese in keiner Weise beunruhigt werden, sondern ungestört unserem Herrn dienen mögen! Seine Majestät verleihe, daß es so werde, wie ich ihn darum anflehe. Die Schwester… vom heiligen Franziskus bitte ich, mir alles sorgfältig zu berichten, wie es mit den Ordensmännern steht.

Als ich von Ihrem Kloster hieher kam, fand ich dieses in einer schlimmen Lage. Die Schwestern haben vieles zu leiden. Die kleine Theresia war auf der Reise, besonders am ersten Tage, sehr traurig. Sie sagte, die Trennung von den Schwestern falle ihr so schwer. Sobald sie sich aber im hiesigen Kloster befand, war es, als hätte sie ihr ganzes Leben bei diesen Nonnen zugebracht. Sie war so voll Freude, daß sie am Abend unserer Ankunft fast nichts gegessen hat. Ich habe mich sehr gefreut; denn ich glaube, daß ihre Liebe zu den Schwestern tief in ihrem Herzen wurzelt. Durch Pater Gregor werde ich wieder einen Brief senden. Für heute schreibe ich Ihnen nichts mehr; der Herr möge Sie behüten und heilig machen, damit auch alle anderen es werden! Amen. Heute ist der Freitag nach Pfingsten. Den beiliegenden Brief wollen Sie unserem Vater sicher übergeben; und wenn er nicht dort sein sollte, so schicken Sie ihm denselben nur durch eine ganz zuverlässige Person; denn er ist von Wichtigkeit.

Im Jahre 1576.

Euerer Ehrwürden

Theresia von Jesu

Die kleine Theresia schreibt Ihnen nicht, weil sie sehr beschäftigt ist. Sie sagt, sie sei auch eine Priorin, und empfiehlt sich Ihnen recht sehr.

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Briefe
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Vorwort und Einführung in die Briefe Theresias von Jesu

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