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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Letters Briefe

163. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Andalusien

Toledo, am 9. Januar 1577

Ermahnung zur Mäßigung seines Eifers.

Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Euerer Paternität, mein Vater!

O wie Viele Segenswünsche hat Ihre alte Tochter Ihnen gesendet wegen des Briefes, den mir heute, am 9. Januar, Pater Mariano zukommen ließ! Am Vorabend des Dreikönigsfestes hatte ich den Brief erhalten, in dem Sie mich mit der Angelegenheit in Caravaca beauftragten. Schon vor zwei Tagen habe ich einen zuverlässigen Boten mit diesem Auftrag an die Schwestern jenes Klosters gesendet, was mir große Freude bereitete.

Obwohl sich Euere Paternität so zurückhaltend über Ihr Leiden ausgesprochen haben, so war ich doch sehr niedergeschlagen. Gepriesen sei Gott für die große Gnade, die er mir dadurch erwies, daß er Ihnen wieder die Gesundheit verlieh! Ich habe sogleich an die Klöster geschrieben, an die ich schreiben konnte, daß man Sie Gott empfehle. Jetzt muß ich auch die Freudenbotschaft berichten; denn ich weiß kein anderes Mittel, um sie zu beruhigen. Es war sehr gut, daß dieser zweite Brief so bald ankam. Euere Paternität verpflichten mich von Tag zu Tag immer mehr zum Danke, da Sie es sich so angelegen sein lassen, mich zu beruhigen. Ich hoffe zu Gott, er werde Ihnen diese Sorgfalt vergelten.

Es kommt mir ganz sonderbar vor, daß Sie sich eben jetzt mit der Abfassung eines Beichtunterrichtes beschäftigen, gleich als ob Sie keine andere Arbeit hätten. Solch übermäßige Anstrengung scheint mir ein vermessentliches Rechnen auf übernatürliche Hilfe zu sein; wir dürfen aber von Gott kein Wunder verlangen. Euere Paternität müssen wohl bedenken, daß Sie nicht von Eisen sind und daß man in der Gesellschaft Jesu viele Männer zählt, die sich durch übermäßige Anstrengung des Kopfes für ein ferneres Wirken unfähig gemacht haben.

Das, was Sie über die Seelen sagen, die in den Orden treten, um Gott zu dienen, aber dennoch in der Vollkommenheit so weit zurückbleiben, bejammere ich schon seit langer Zeit. Es wäre ein vorteilhaftes Mittel für sie, wenn man ihnen gute Beichtväter geben würde. Suchen Euere Paternität in den Klöstern, in die man die unbeschuhten Nonnen zur Reform sendet, nicht auf diese Weise Hilfe zu schaffen, so fürchte ich, daß sie das nicht erreichen werden, was man hofft. Denn es ist eine entsetzliche Arbeit, im Äußeren Ordnung herzustellen, wenn niemand da ist, der für das Innere wirkt. Dies habe ich selbst im Kloster der Menschwerdung erfahren, bis unbeschuhte Väter als Beichtväter dahin kamen. Weil Euere Paternität diese Maßregel nur zum Heile der Seelen zu ergreifen entschlossen sind, so handeln Sie in Bälde und verschaffen Sie ihnen einen Beichtvater, der sie leitet; aber verbieten Sie überall, wo ein Brüderkloster sich befindet, daß ein Religiose in das zu reformierende Nonnenkloster sich begebe und diese Seelen in Unruhe versetze. Millan befindet sich, wie ich glaube, in Antequera. Vielleicht würde dieser sich zum Beichtvater eignen; wenigstens gefallen mir seine Briefe, die er an Euere Paternität schreibt, sehr gut. Möge der Herr all das in Ordnung bringen! Amen.

O welche Freude bereiten doch der Esperanza die Beweise so hoher Vollkommenheit, die aus Ihren Briefen hervorleuchten! Welch wichtige Wahrheit sprechen Sie doch aus, wenn Sie von den Eigenschaften derer, die reformieren wollen, sagen, daß man die Seelen nicht mit Waffengewalt erobern kann wie den Leib! Gott erhalte Sie mir; denn Sie bereiten mir große Freude! Ich möchte recht vollkommen sein, damit ich Sie recht inständig Gott empfehlen könnte, will sagen, damit er meine Wünsche erhöre und mir Mut verleihe. Gott sei Dank werde ich nicht leicht verzagt, wenn es sich um Paulus handelt.

O wie freute sich Angela über die Gefühle, denen er auf einem Blatte, das er einem Ihrer Briefe an sie beilegte, Ausdruck gab! Sie sagt, daß sie ihm vielmals die Hand küssen möchte und daß Euere Paternität ihm mitteilen sollten, er möge ganz ohne Sorgen sein; denn der Heiratsvermittler war so geschickt und hat den Knoten so eng geknüpft, daß das Band nur mit dem Leben endigt und nach dem Tode noch fester wird. Torheit gelangt nicht zu solcher Vollkommenheit; ja noch mehr, bei der Erinnerung an diese Vermählung wird Angela zum Lobpreis des Herrn gestimmt. Denn die Freiheit, in der sie früher lebte, hatte ihr nur Qual verursacht. Jetzt aber hat sie, wie sie meint, eine weit vollkommenere und Gott ganz wohlgefällige Unterwürfigkeit gewonnen, da sie einen gefunden hat, der ihr hilft, Seelen zu gewinnen, die den Herrn lobpreisen. Das verschafft ihr solchen Trost und solche Freude, daß auch ich das Glück habe, daran Anteil zu nehmen. Gott sei gepriesen für immer!

Euerer Paternität unwürdige Tochter und Untergebene

Theresia von Jesu

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Vorwort und Einführung in die Briefe Theresias von Jesu

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