239. Brief — An Pater Dominikus Báñez
Ávila, am 28. Juli 1578
Sie legt ihm nahe, nicht nach Ávila zu kommen. Einkerkerung des Lizentiaten Padilla.
Jhs
Der Heilige Geist sei mit Ihnen, mein Vater!
Ich habe einen Brief von Ihnen erhalten und damit wieder einen Beweis von Ihrer Huld und Liebe. Ihre Gefälligkeit gegen mich ist so groß, daß ich nicht anders mich dafür dankbar erzeigen kann als dadurch, daß ich Gott bitte, er möge Ihnen dies und alles übrige vergelten.
Was die von Ihnen beabsichtigte Reise nach Ávila betrifft, so kann es mich, ich gestehe es Ihnen, nur schmerzen, daß Sie diese in Begleitung einer Person antreten wollen, die Ihnen so lästig fällt. Übrigens war auch Ihre Gesundheit in Ávila nicht besonders gut. Ich möchte Sie daher unter dem Vorwand, mir Freude zu bereiten, nicht bitten, hierher zu kommen und Ihre Ferien auf diese Weise zu opfern; es wäre dies nur notwendig, wenn ich mich in großer Notlage befände. Aber diese ist Gott sei Dank jetzt nicht vorhanden. An Arbeiten und Prüfungen fehlt es ja nie; diese ließen mir selbst nicht Zeit, den Trost Ihrer Gegenwart zu genießen, wie ich ihn wünschte. Darum bitte ich Sie vielmehr, nicht hierher zu kommen; richten Sie Ihr Augenmerk auf einen anderen Ort, wo Sie sich besser erholen können, und gehen Sie dorthin! Nachdem Sie ein ganzes Jahr gearbeitet haben, bedürfen Sie einer solchen Erholung gar sehr. Käme während Ihrer Anwesenheit dahier auch der Pater Visitator, so könnte ich aus Ihrer Gegenwart nur wenig Nutzen ziehen.
Glauben Sie es mir, mein Vater; denn ich erkenne ganz klar, daß mir nach dem Willen unseres Herrn in diesem Leben nichts anderes zuteil wird als Kreuz und wieder Kreuz! Was aber noch schmerzlicher ist, ein Teil der Kreuze fällt auch auf alle jene, die mir gerne Trost bringen möchten. Ich erkenne es wohl, daß Gott durch dieses Mittel meine Qual noch erhöhen will. Er sei gepriesen für alles!
Die Prüfung des Paters Padilla schmerzt mich sehr; denn ich halte ihn für einen (großen) Diener Gottes. Möge es dem Herrn gefallen, die Wahrheit ans Licht zu bringen! Wer so viele Feinde hat wie er, der hat auch viel zu leiden, und dem gleichen Schicksal sind wir alle unterworfen; aber es hätte nur wenig zu bedeuten, aus Liebe zu einem so guten Herrn das Leben und die Ehre verlieren zu müssen. Beten Sie immerdar für uns zu ihm; denn ich sage Ihnen, alles ist ganz in Verwirrung!
Mit meiner Gesundheit geht es ziemlich gut. Mein Arm ist noch immer so leidend, daß ich mich selbst nicht ankleiden kann; immerhin aber bessert sich sein Zustand. Ich wünschte nur, dieselben Fortschritte auch in der Liebe Gottes machen zu können. Seine Majestät erhalte Sie und verleihe Ihnen alle Heiligkeit, um die ich für Sie bitte! Amen.
Heute ist der 28. Juli.
Ihre unwürdige Dienerin und wahre Tochter
Theresia von Jesu
Alle Schwestern des hiesigen Klosters, Ihre Dienerinnen, empfehlen sich Ihnen recht sehr. Erlauben Sie doch der Priorin nicht, vom Fleischessen abzulassen! Sagen Sie ihr, sie möchte für ihre Gesundheit Sorge tragen!