331. Brief — An eine unbekannte Dame
Medina del Campo, am 6. August 1580
Trostgründe bei der Betrübnis dieser Dame. Aufmunterung zum Vertrauen.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen und verleihe Ihnen die nötigen Geistes und Körperkräfte, um einen so harten Schlag wie diesen Trauerfall ertragen zu können! Wäre dieser Schlag nicht von einer unendlich barmherzigen und gerechten Hand gekommen, so hätte ich nicht gewußt, wie ich Sie trösten sollte, da er mir so sehr zu Herzen ging. Aber ich weiß, wie sehr uns dieser große Gott liebt, und wie gründlich Sie das Elend und die Unbeständigkeit dieses armseligen Lebens schon erkannt haben; deshalb hoffe ich zu unserem Herrn, er werde Sie immer mehr und mehr erleuchten, um die Gnade zu erkennen, die er der Seele, die diese Wahrheiten einsieht, dadurch erweist, daß er sie von dieser Welt wegnimmt. Sie dürfen nach unserem heiligen Glauben gewiß versichert sein, daß diese heilige Seele den ihr gebührenden Lohn empfangen wird für die vielen Prüfungen, die über sie gekommen sind und die sie mit so standhafter Geduld ertragen hat.
Um diese Gnade habe ich unseren Herrn recht innig angefleht und auch alle Nonnen dieses Klosters aufgefordert, dasselbe zu tun. Auch flehten wir zu ihm, er möge Ihnen Trost und Gesundheit gewähren, damit Sie den Kampf in dieser armseligen Welt aufs neue wieder aufnehmen können. Selig jene, die schon in Sicherheit sind! Es scheint mir jetzt nicht der rechte Augenblick zu einem längeren Brief zu sein; es wird wohl besser sein, ich bespreche mich mit unserem Herrn und bitte ihn, er wolle Sie trösten; denn bei einem solchen Leid vermögen die Geschöpfe, besonders ein so sündhaftes wie ich, gar wenig Trost zu spenden. Möge Seine Majestät, deren Macht unendlich ist, meine Bitten erhören und in Zukunft Ihre Begleiterin sein, die Ihnen Ersatz bietet für den Verlust jener, die Ihnen so teuer war!
Heute ist der Vorabend der Verklärung [Christi].
Ihre unwürdige Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu