367. Brief — An eine Nonne eines anderen Ordens, die unbeschuhte Karmelitin werden wollte
Palencia, im April 1581
Unmöglichkeit, sie in den Karmelitenorden aufzunehmen. Regel, um in ihrem Orden zur Vollkommenheit zu gelangen.
Jesus sei mit Ihnen!
Ich kann Ihnen in keiner Weise dienen bezüglich des Hauptpunktes, von dem Sie mir berichten. Wir haben nämlich eine [von mir selbst erbetene] Vorschrift in unseren Satzungen, die uns verbietet, eine Nonne aus einem anderen Orden in unsere Klöster aufzunehmen. Viele haben schon gebeten und bitten noch, bei uns eintreten zu dürfen, so daß wir uns nur freuen könnten, die eine oder die andere von ihnen aufzunehmen; allein das hieße Unannehmlichkeiten die Türe öffnen. Ich kann Ihnen weiter nichts sagen; denn es ist unmöglich, und das Verlangen, Ihnen in diesem Punkte entgegenkommen zu können, dient nur dazu, meinen Schmerz zu vermehren.
Bevor ich die Gründung dieser Klöster begann, befand ich mich fünfundzwanzig Jahre lang in einem Kloster, in dem 180 Nonnen lebten. Da ich es eilig habe, so will ich Ihnen nur sagen, daß für eine gottliebende Seele, wie Sie sind, all das, wovon Sie sprechen, ein gewinnbringendes Kreuz werden und Ihnen keinerlei Schaden bringen kann. Denken Sie daher stets, Sie und Gott seien allein im Kloster; und wenn Sie kein Amt haben, das Sie verpflichtet, auf andere Dinge zu achten, so kümmern Sie sich nicht um das, was um Sie herum vorgeht! Suchen Sie sich die Tugend anzueignen, die Sie an jeder einzelnen Schwester beobachten, und lieben Sie die Schwester um ihrer Tugend willen! Die Fehler aber, die Sie an anderen entdecken, beachten Sie in keiner Weise, dann werden Sie für sich Nutzen ziehen.
Dieses Verhalten brachte mir so großen Vorteil, daß mich die vielen Nonnen, unter denen ich lebte, so wenig beirrten, als wäre keine andere dagewesen; es diente mir dies nur zum Fortschritt auf dem Wege der Vollkommenheit. Denn schließlich können wir, meine Frau, unseren großen Gott überall lieben, und er sei dafür gepriesen, daß uns niemand daran hindern kann!