372. Brief — An Don Kaspar de Quiroga, Erzbischof von Toledo und Kardinal der heiligen römischen Kirche
Soria, am 16. Juni 1581
Bitte um Erlaubnis, in Madrid ein Kloster für unbeschuhte Nonnen errichten zu dürfen. Berufung seiner Nichte Doña Helena de Quiroga.
Jhs
Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer durchlauchtigsten Gnaden!
Ich erwarte schon lange von Euerer durchlauchtigsten Gnaden eine Antwort auf einen Brief, den man Ihnen, wie man mir berichtete, in der Karwoche oder etwas später übergeben hat. Ich bat darin Euere durchlauchtigste Gnaden, mir gütigst die Erlaubnis zur Gründung eines Klosters in Madrid gewähren zu wollen. Sie hatten mir nämlich schon früher erklärt, daß Ihnen die Gründung eines Klosters dortselbst angenehm wäre. Aber Sie haben damals die Erteilung der Erlaubnis eines gewissen Hindernisses wegen, das unser Herr unterdessen entfernt hat, verschoben. Ich weiß nun nicht, ob Sie sich noch an Ihr Versprechen erinnern, mir diese Gunst zu erweisen, sobald das Hindernis entfernt sei. Ich habe darum in der sicheren Hoffnung, die Erlaubnis zu erhalten, schon einige Anstalten bezüglich der Klosterstiftung getroffen, damit sie leichter vor sich gehe, bevor Seine Majestät nach Madrid zurückkehrt, und wir um billigeren Preis ein Haus zu kaufen bekommen.
Gegenwärtig bin ich in Soria, wo wir eben ein Kloster gegründet haben. Der Bischof dieser Stadt hat mich hierher gerufen, und nun ist diese Stiftung, Gott sei Dank, recht glücklich verlaufen. Ich möchte nicht gerne von hier abreisen, bevor ich von Euerer durchlauchtigsten Gnaden die erbetene Erlaubnis erhalten habe; sonst müßte ich einen Umweg von vielen Meilen machen. Außerdem sind in Madrid, wie ich Ihnen schon berichtet habe, mehrere Personen, die die Verwirklichung dieses Planes sehnsüchtig erwarten und eine längere Verzögerung sehr bedauern würden. Da nun Euere durchlauchtigste Gnaden allezeit jenen Ihre hilfreiche Hand bieten, die einzig nur unserem Herrn zu dienen verlangen, und da das beabsichtigte Werk nach meiner Ansicht wirklich zur Ehre Gottes und unserem Orden zu großem Nutzen gereichen wird, so bitte ich Sie demütigst, die Erteilung dieser Erlaubnis, wenn es Ihnen gefällig ist, nicht länger mehr hinausschieben zu wollen.
Doña Helena ist beharrlich in ihrem Vorhaben. Allein es wird ihr wenig nützen, solange sie nicht von Euerer durchlauchtigsten Gnaden die Erlaubnis zu dessen Ausführung erhält. Sie ist so heilig und so losgeschält von allem, daß sie sich, wie man mir sagt, glücklich schätzen würde, in das neuzuerrichtende Kloster in Madrid eintreten zu dürfen, wenn sie auch damit rechnet, Sie bisweilen sehen zu können, was mich auch nicht wundert. Dieses Verlangen trage auch ich beständig, und jeden Tag lasse ich es mir besonders angelegen sein, Euere durchlauchtigste Gnaden unserem Herrn zu empfehlen, und beauftrage alle unsere Klöster, daß dort dasselbe geschehe. Möge Seine Majestät unsere Bitten erhören, Sie noch recht viele Jahre erhalten und Ihnen steten Zuwachs an Heiligkeit verleihen, um was ich für Sie bitte! Amen.
Geschrieben zu Soria in unserem Karmelkloster zur heiligsten Dreifaltigkeit am 16. Juni.
Euerer durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu