377. Brief — An den Lizentiaten Dionysius Ruiz de la Peña
Soria, am 8. Juli 1581
Pater Didakus de Alderete entscheidet, daß Doña Helena gegen den Willen des Kardinals nicht in den Karmel aufgenommen werden dürfe.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Erst vor kurzem habe ich Ihren Brief beantwortet; allein weil die Briefe von hier einen so großen Umweg machen müssen und der gegenwärtige vielleicht noch vor dem früheren ankommen wird, so wollte ich nochmal schreiben.
Ich wage nicht, an den durchlauchtigsten Kardinal so oft zu schreiben, obwohl ich mir gerne diesen Trost verschaffen möchte. Wollen Sie darum Seiner durchlauchtigsten Gnaden sagen, ich hätte seit der Absendung meines letzten Briefes mit Pater Didakus de Alderete, dem Prior des hiesigen Dominikanerklosters, eine Unterredung gehabt, wobei wir uns sehr eingehend über die Angelegenheit meiner Gebieterin, Doña Helena, besprochen hätten. Ich erzählte Seiner Paternität, daß diese Dame sich vor wenigen Tagen hier eingefunden habe und mit noch größerer Beunruhigung bezüglich der Ausführung ihres Vorhabens fortgegangen sei. Dieser Ordensmann hat ebensowenig Lust als ich, sich für den Eintritt dieser Dame in den Orden auszusprechen; mehr kann ich nicht sagen. Nachdem er die mißlichen Folgen eines solchen Schrittes, die ich ihm vor Augen geführt und auch in Wahrheit sehr befürchte, erwogen hatte, kam er zu dem Schluß, es sei besser, wenn diese Dame bei ihrer Familie verbliebe; denn da wir sie nicht aufnehmen wollten, so sei sie ihres Gelübdes enthoben. Sie habe zwar den Eintritt in unseren Orden gelobt, sei aber nicht zu mehr verpflichtet, als um Aufnahme nachzusuchen. Diese Antwort hat mich sehr getröstet, da ich davon noch keine Kenntnis hatte.
Dieser Prior ist schon seit acht Jahren in dieser Stadt und gilt als ein sehr heiliger und gelehrter Mann; auch ich habe diesen Eindruck von ihm gewonnen. Er ist ein Mann, der ein sehr bußstrenges Leben führt. Früher hatte ich nie Gelegenheit, ihn kennenzulernen, und darum war es für mich ein großer Trost, bei diesem Anlasse mit ihm bekannt zu werden.
Seine Ansicht im vorliegenden Fall ist diese: Da ich und das ganze Kloster zu Medina fest entschlossen seien, Doña Helena nicht aufzunehmen, so müsse man ihr kurzweg erklären, daß sie nie Karmelitin werden könne, damit sie sich beruhige; denn solange man sie mit guten Worten vertröstet wie bisher, wird sie stets in Unruhe bleiben. Es würde in der Tat Gott kein Dienst erwiesen, wenn sie ihre Kinder verließe; auf diese Weise sprach sich der Prior mir gegenüber aus. Er bemerkte nur noch, daß man ihm auf eine Anfrage hin erzählt habe, diese Dame hätte die Zustimmung eines sehr gelehrten Theologen für sich, so daß er es früher nicht wagte, diesem zu widersprechen.
Seine durchlauchtigste Gnaden kann darum bezüglich dieser Angelegenheit beruhigt sein. Sollte der Kardinal seine Erlaubnis geben, so habe ich unsere Schwestern schon angewiesen, sie nicht aufzunehmen, und ich werde davon auch den Provinzial benachrichtigen. Wollen Sie Seiner Gnaden das mitteilen, was Ihrer Ansicht nach zu keinem Verdrusse Anlaß gibt, und ihr meine ehrfurchtsvollsten Empfehlungen entrichten! Gott erhalte Sie noch viele Jahre und verleihe Ihnen eine so große Liebe zu ihm, wie ich es wünsche und ihn darum bitte!
Soria, am 8. Juli.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu