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Works Teresa of Ávila (1515-1582) Letters Briefe

393. Brief — An Don Petrus de Castro y Nero, Kanonikus von Ávila

Ávila, am 19. November 1581

Freude über das Urteil, das er über das Buch ihres »Lebens« abgegeben. Verlangen, mit ihm zu sprechen. Glückwunsch.

Jesus sei mit Ihnen!

Euere Hochwürden haben mir durch Ihren Brief eine Gnade erwiesen, die mich derart überraschte, daß ich zuerst, bevor ich Ihnen meinen Dank aussprechen konnte, unserem Herrn mit einem Tedeum dankte; denn eine solche Gnade schien mir aus der Hand dessen zu kommen, der mir schon viele andere erwiesen hat. Nun will ich Ihnen tausend und abertausendfach danken, und ich möchte Ihnen meinen Dank noch besser zum Ausdruck bringen als durch Worte. Wie wunderbar ist doch die Barmherzigkeit Gottes! Ungeachtet meiner Übeltaten in meinem Leben fühlen Sie sich zum Guten angetrieben, und dies nicht ohne Grund, weil Sie sehen, daß ich der Hölle entronnen bin, die ich seit langem schon mit Recht verdient habe. Deshalb habe ich diese Schrift betitelt: »Das Buch von den Erbarmungen Gottes.«

Der Herr sei immerdar gepriesen! Ich habe nie im geringsten eine Gnade von ihm erhofft wie jene, die er mir soeben erwiesen hat. Dazu war ich wegen eines jeden unvernünftigen Wortes besorgt, das dieses Buch enthält. Ich möchte mich in diesem Briefe nicht mehr weiter erklären und darum bitte ich Sie, mich morgen, am Vorabend von Mariä Opferung, besuchen zu wollen. Ich werde Ihnen eine Seele vorführen, die schon oft ganz verwirrt war, und Sie sollen in ihr alles zustande bringen, was Sie für geeignet halten, um sie dem Herrn angenehm zu machen. Ich erhoffe von Seiner Majestät die Gnade, Ihnen während meines ganzen Lebens gehorsam sein zu können. Ich denke nicht, daß das Fernsein von Ihnen mir meine Freiheit zurückgeben kann; übrigens wünsche ich diese auch nicht, da ich die üblen Folgen des Verlangens nach einer solchen Freiheit zur Genüge kennengelernt habe. Mein Vertrauen auf Sie kann mir nur nützlich sein, wenn Sie mich nicht verlassen, und Sie werden es nicht tun. Als Unterpfand werde ich dieses Billett aufbewahren, obwohl ich noch ein anderes besseres Unterpfand besitze.

Die Gnade, um die ich Sie um der Liebe unseres Herrn willen

bitte, besteht darin, daß Sie stets im Auge behalten wollen, was ich bin, und nicht auf die Gnadenerweisungen Rücksicht nehmen, mit denen mich Gott überhäuft, außer nur zu dem Zwecke, um sich von meiner ganzen Armseligkeit überzeugen zu können; denn ich diene dem Herrn aus so unvollkommne Weise, daß ich, wie es auch klar ist, nur meine Schuld gegen ihn vergrößere. Aber ziehen Sie diesen Herrn meiner Seele zur Rechenschaft! Seine Majestät will mich nur dadurch strafen, daß er mich mit Gnaden überhäuft, und das ist keine kleine Strafe für eine Person, die sich kennt.

Wenn Sie diese Schriften gelesen haben, werde ich Ihnen andere geben; bei deren Lektüre müssen Sie unbedingt Abscheu bekommen vor einer Seele, die ganz anders sein sollte, als sie wirklich ist. Sie werden sie jedoch, wie ich glaube, gerne lesen. Möge unser Herr Ihnen seine Freude schenken, um die ich ihn bitte! Amen.

Sie haben bei mir nichts eingebüßt bezüglich des Stiles Ihrer Briefe; ich muß Sie im Gegenteil beglückwünschen wegen der gefälligen Art, mit der Sie schreiben. Alles trägt bei zur Verherrlichung Gottes, wenn man ihm aus dem Grunde des Herzens dienen will. Er sei gepriesen für alles! Amen. Ich habe noch nie eine so große Befriedigung gefunden als heute nacht. Ich danke Ihnen vielmals für den Titel, den Sie mir geben; er ist für mich viel zu ehrenvoll.

An den Herrn Doktor Castro y Nero.

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Vorwort und Einführung in die Briefe Theresias von Jesu

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