409. Brief — An Doña Katharina de Tolosa, Stifterin des Klosters zu Burgos
Palencia, am 16. Januar 1582
Ankündigung ihrer Ankunft in Burgos und Anordnungen dafür. Gute Nachrichten über ihre Töchter.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Kaum war ich in Valladolid angekommen, als ich der Mutter Priorin den Auftrag gab, Ihnen mitzuteilen, daß ich da sei. Ich blieb in diesem Kloster vier Tage, da ich sehr unwohl war. Zu meinem starken Katarrh kam noch ein leichter rheumatischer Schmerz. Trotz alledem habe ich mich, sobald es mir etwas besser ging, wieder auf den Weg gemacht. Ich fürchtete nämlich, Sie und die dortigen Damen, die ich ehrfurchtsvoll grüßen lasse, seien sehr bekümmert. Ich bitte Sie alle, mir keinen Vorwurf zu machen, daß ich mich verspätet habe. Wenn Sie wüßten, in welchem Zustand sich die Wege befinden, würden Sie mir eher einen Vorwurf machen, daß ich gekommen bin.
Augenblicklich bin ich noch etwas leidend, aber ich hoffe von der Güte unseres Herrn, daß mich das nicht hindern wird, in Bälde abzureisen, vorausgesetzt, daß das Wetter sich etwas bessert. Der Weg von Palencia nach Burgos soll sehr beschwerlich sein. Deshalb weiß ich nicht, ob der Pater Provinzial trotz seines innigen Wunsches es wagen wird, die Reise fortzusetzen, solange es mir nicht besser geht. Er läßt Sie grüßen und wünscht sehnlichst, Sie kennenzulernen, und fühlt sich sehr verpflichtet, Sie Gott zu empfehlen für all das Gute, das Sie unserem Orden erweisen.
Falls Sie uns irgendeinen Auftrag mitzuteilen hätten, so senden Sie mir, bitte, einen Eilboten, wofür die Kosten im hiesigen Kloster bezahlt werden; für derlei Angelegenheiten darf man auch die Auslagen nicht scheuen. Wenn sich das Wetter bessert wie heute, dann werden wir wahrscheinlich am Freitag früh abreisen; unter dieser Voraussetzung würde Ihr Brief, wenn Sie ihn dem gewöhnlichen Boten übergeben, nicht mehr rechtzeitig ankommen. Wenn Sie keinen Brief senden, reisen wir ab. Bei unserer Ankunft in Burgos werden wir folgende Ordnung beobachten:
Seine Paternität wünscht, daß wir es keineswegs unterlassen, dem wunderbaren Kruzifix in Burgos einen Besuch zu machen; wir werden ihm deshalb, wie er sagt, unsere Verehrung entgegenbringen, bevor wir zu Ihnen kommen. Von da aus oder sogar noch früher werden Sie Nachricht von uns erhalten, und dann begeben wir uns so unbemerkt wie möglich in Ihr Haus; wenn nötig, werden wir dann sogar warten, bis es Nacht wird. Hierauf wird sich unser Vater zum Bischof begeben und ihn für uns um seinen Segen sowie um die Erlaubnis bitten, am folgenden Tage die erste heilige Messe feiern zu dürfen. Es wird sicherlich das beste sein, wenn niemand etwas von unserem Vorhaben erfährt, bis dies alles geschehen ist. Dieses Verhalten habe ich fast gewöhnlich beobachtet. Sooft ich bedenke, wie Gott uns immer beigestanden ist, muß ich stets staunen, und ich erkenne, daß wir unsere Gründungen dem Gebete verdanken. Der Herr sei allezeit gepriesen! Möge er Sie beschützen! Für ein so gutes Werk wird er Ihnen gewiß einen großen Lohn vorbehalten.
Seien Sie überzeugt, daß es mich nicht wenig gekostet hat, die
Schwester von der Himmelfahrt mitzunehmen, da ich soviel Widerspruch fand. Aber soviel ich glaube, kommt sie gern. Ihre Schwester befindet sich wohl. Ich habe ihr versprochen, daß wir sie ihr in kurzem wieder zurückbringen würden. Die Priorin von Palencia und die Schwestern, die mit mir kommen, lassen Sie grüßen. Letztere, fünf an der Zahl, sind dazu bestimmt, in Burgos zu bleiben; außerdem habe ich noch zwei Begleiterinnen bei mir. Im ganzen sind wir also acht. Machen Sie sich ja keine Mühe, für uns Betten herzurichten; wir werden uns schon irgendwie behelfen, bis wir eine Niederlassung gegründet haben. Ich finde Ihre Engel recht gesund und fröhlich. Gott erhalte sie sowie auch Sie viele Jahre! Haben Sie keinerlei Sorge wegen meiner Unpäßlichkeit! Denn dieser Zustand ist bei mir nichts Seltenes, und er geht gewöhnlich wieder schnell vorüber.
Heute ist der Vorabend des Festes des heiligen Antonius.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu