437. Brief — An die Mutter Anna von den Engeln, Priorin in Toledo
Valladolid, am 26. August 1582
Empfehlung, sich gegen Don Alvaro de Mendoza liebevoll zu benehmen. Die Kirche und das Kloster in Toledo.
Jesus möge Euerer Ehrwürden seine Gnade schenken!
Ihr Brief erreichte mich in Palencia zu einer Zeit, da es mir unmöglich war, Ihnen Antwort zu geben. Ich tue es jetzt, und zwar in großer Eile; denn der Bischof, der diesen Brief überbringt, will abreisen. Wenn er in Ihr Kloster kommt, so zeigen Sie und Ihre Töchter um der Liebe willen sich ja recht zuvorkommend gegen ihn! Euere Ehrwürden werden auch öfters jemand zu ihm senden, um ihm Ihre Aufwartung zu machen; denn wir verdanken ihm vieles.
Was das Haus betrifft, so billige ich durchaus, was Didakus Ortiz will, und auch den Plan, den er vorlegt; wenn er es kauft, wird es sehr gut sein. Er hat dabei mehr Geschick als wir, weil er es unter den gestellten Bedingungen nicht annimmt. Machen Sie sich keine Sorge wegen seiner Verdrießlichkeit; er ist immer verstimmt. Verzögern Sie die Sache, solange Sie können!
Die Schwester der Mutter Brianda vom heiligen Joseph eignet sich weder als Laien noch auch als Chorschwester. Es fehlt ihr zwar nicht an Verständnis, an gutem Geist und an innerer Ruhe — und in dieser Beziehung wäre sie mir ganz recht —, allein sie ist zu etwas anderem nicht mehr fähig außer zu dem, was sie eben tut; ihre Kraft ist vollkommen erschöpft. Sie sagt, daß man sie nicht hindern dürfe, sich Gott hinzugeben und alle Gebete zu verrichten, wie es ihr gefalle; das sei ihr Beruf. Kein Wunder, daß sie von manchen Prüfungen heimgesucht wird; doch solche gibt es überall und noch größere.
Wie es mir für den Augenblick möglich sein sollte, eine Reise nach Toledo zu machen, weiß ich nicht. Sie und Ihre Töchter würden erschrecken, wenn Sie wüßten, welche Arbeiten ich hier habe und wie viele Geschäfte ich besorgen muß, die mich todmüde machen. Doch Gott vermag alles. Empfehlen Sie daher diese Reise Seiner Majestät! Meine herzlichsten Grüße an eine jede von Ihnen; ich habe es sehr eilig [und dies ist auch der Grund, warum ich nichts mehr weiter berichte und warum dieser Brief nicht von meiner Hand geschrieben ist].
Heute ist der 26. August.
Ende dieses Monats werde ich, wenn es Gottes Wille ist, in Ávila sein. Die Reise des Paters Provinzial zu dieser Jahreszeit hat mich besorgt gemacht. Gott sei mit ihm! Ich habe an Pater Anton von Jesu einen Eilboten gesandt, um ihm die Vollmachten zu überbringen. Wenn er zusagt und nach Toledo reisen will, kann er alles auf das beste anordnen.
Ich versichere Sie, daß ich mit dem vorgelegten Plan vollauf zufrieden bin. Aber Sie sagen mir nicht, womit Sie Didakus Ortiz beim Kaufe des Hauses unterstützen wollen. Was Sie geben, wird gut angewendet sein, wenn Sie nicht verschwenderisch sind. Jene Vereinbarung, nach der man uns die Kirche frei übergeben würde, ist wirklich der früheren vorzuziehen; Sie können sich darum sogleich damit befassen. Selbst wenn die Kirche sich langsam erheben würde, da nach dem Willen des Provinzials die Einkünfte allein zum Baue dienen sollen, wird Didakus Ortiz damit zufrieden sein; er hat großes Interesse an allem, was zur Förderung des Klosters dient. Das wird man übrigens später sehen. Man darf indes jetzt nach meinem Dafürhalten den Kauf des Hauses nicht unterlassen, weil man mit der Kirche beschäftigt ist; hernach werden Sie mit Didakus Ortiz ganz gut ins reine kommen. Aber zunächst müssen Sie sorgfältig prüfen, ob das, was er Ihnen geben will, genügen wird.
Berichten Sie mir, bitte, dies alles in eingehender Weise! Ich werde hier bis nach dem Feste unserer Lieben Frau im September bleiben und dann nach Medina reisen, um dort den Rest des Monats zu verbringen. An diese beiden Orte können Sie mir Briefe senden.
An alle meine besten Grüße. Ich habe es sehr eilig.
Euerer Ehrwürden Dienerin
Theresia von Jesu