14.
Große Vorsicht empfehle ich darum dem, der so weit gelangt, daß er diesen heftigen Durst empfindet; er darf glauben, daß die genannte Versuchung bei ihm nicht ausbleiben wird. Würde er auch vor Durst nicht sterben, so würde er doch seine Gesundheit zerstören und selbst gegen seinen Willen den empfundenen Durst offenbaren, was auf jede Weise zu vermeiden ist. Manchmal wird zwar unser Bemühen wenig helfen, da wir unmöglich alles so geheimhalten können, wie wir es wünschten; allein wenn jene heftigen Antriebe, die unser Verlangen nach Gott vermehren, über uns kommen, müssen wir uns sorgfältig hüten, daß wir nicht selbst es steigern, und den Faden unserer Betrachtung durch eine andere sanft unterbrechen. Manchmal kann es geschehen, daß unsere Natur so viel wirkt wie die Liebe. Gibt es ja Menschen, die bei jedem Verlangen, sei es auch nach etwas Bösem, in heftiger Glut entbrennen. Solche sind meines Erachtens freilich nicht sehr abgetötet; denn die Abtötung nützt wie überall, so auch hier. Es scheint zwar Torheit zu sein, etwas so Gutes (wie das Verlangen nach Gott) zu hemmen; allein dem ist nicht so. Denn ich sage nicht, man müsse dieses Verlangen ersticken, sondern man solle es mäßigen, was vielleicht durch Erweckung eines anderen, ebenso verdienstlichen Verlangens geschehen kann.