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Works Philo of Alexandria (-20-50) De opificio mundi Über die Weltschöpfung

59.

Die Lust wagt aber nicht, ihre listigen Verführungskünste dem Manne gegenüber anzuwenden, sondern sie verführt die Frau und durch sie den Mann; sehr geschickt und treffend; denn der Geist in uns ist das männliche Prinzip, die Sinnlichkeit das weibliche; die Lust aber pflegt zuerst mit den Sinnen Verkehr und täuscht durch sie den führenden Geist; denn sobald die einzelnen Sinne ihren Lockungen unterlegen sind, freuen sie sich über das, was ihnen dargeboten wird: das Auge über die Mannigfaltigkeit der Farben und Gestalten, das Ohr über die Harmonie der Töne, der Geschmack über die Süssigkeit der Fruchtsäfte, das Riechorgan über den Wohlgeruch der aufsteigenden Düfte; sie nehmen die Gaben in Empfang und reichen sie dem Geist, wie Diener ihrem Herrn, und bringen als Beistand die Überredungskunst mit, damit er keine zurückweise. Er aber lässt sich betören und verwandelt sich sofort aus dem Herrn in einen Untergebenen, aus dem Gebieter in einen Sklaven, aus einem Bürger in einen Verbannten und aus einem Unsterblichen in einen Sterblichen. Man muss nämlich überhaupt wissen, dass die Lust gleichsam wie eine buhlerische Dirne danach trachtet, einen Liebhaber zu bekommen, und sich Kuppler sucht, um durch sie einen solchen einzufangen; den Liebhaber vermitteln und verschaffen ihr aber die Sinne; hat sie diese betört, so unterwirft sie sich mit Leichtigkeit auch den Geist; ihm führen die Sinne die äusseren Erscheinungen zu, sie melden sie an und zeigen sie, sie prägen ihm die Formen aller Dinge ein und erzeugen in ihm die entsprechende Empfindung; denn wie das Wachs nimmt er die durch die Sinne vermittelten Vorstellungen in sich auf, durch die er die Körper erfasst, da er es, wie ich schon sagte (Vgl. § 189.), durch sich selbst nicht vermag.

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Über die Weltschöpfung

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