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Works Syrian poets Einleitung über Leben und Schriften Jakobs von Sarug

9.

Inhalt und Wert der poetischen Produkte Jakobs werden von den Syrern selbst sehr hoch angeschlagen, wofür schon der bereits angeführte Beiname unseres Dichters ein beredtes Zeugnis ist. Besonders der Panegyriker Georg kann in seiner Biographie die poetische Kraft Jakobs, die Erhabenheit seiner Gedanken, S. 265 die tiefinnige Frömmigkeit, die in seinen Gedichten zum Ausdruck kommt, gar nicht überschwenglich genug preisen. Als eine Probe dieses Stiles, zugleich als ein Beispiel, wie die Syrer über ihre hervorragenden Nationaldichter urteilten, sei die Stelle in deutscher Übersetzung angeführt: „Dieser ist es, welcher aus der gesegneten Quelle des Paradieses trank, um dann seinerseits die anderen zu tränken, wie geschrieben steht. Dieser ist es, von dessen Lippen die lebenspendenden Wasser strömten, aus welchen die Kirche des Sohnes zu allen Zeiten schöpft. Dieser ist es, aus dessen Innerem überströmende Bäche hervorsprudelten, welche sich ergießen über die Kirche des Sohnes, der für sie gestorben ist. Dieser ist es, dessen Inneres voll Quellen war durch die Gabe, welche unser Erlöser den Zwölfen verliehen hatte. Dieser ist es, welcher zu einem Tempel des auf ihm ruhenden Geistes wurde und nach allen seinen geistigen Regungen in ihm lebte. Dieser ist es, welcher den Heiligen Geist zum Lehrer erhielt und durch ihn in aller Weisheit belehrt und unterwiesen wurde. Dieser ist es, welcher dem Paradiese Gottes, Eden, ähnlich wurde, in dem sich alle lebenspendenden Bäume vorfanden. Dieser ist es, welcher dem gewaltigen Euphrat glich, der da alles tränkt, obgleich er durch Kanäle nach verschiedenen Richtungen zerteilt wird. Dieser ist es, welcher ein zweiter Gihon für die Völker wurde, indem sie aus ihm trinken und dadurch geistig erquickt werden. Dieser ist es, welcher dem kleineren Strome Tigris ähnlich wurde, indem er alle ihm Nahenden mit gesegnetem Wasser tränkt. Dieser ist es, welcher dem Haupt der Jünger, Simon, ähnlich wurde; denn auch ihm wurde die Gabe des Apostolates verliehen. Dieser ist es, welcher dem Donnersohn Johannes glich, indem er das Evangelium des Sohnes Gottes offen verkündigte. Dieser ist es, welcher gleich Thomas den Sohn Gottes berührte, aber nicht wie Thomas am Glauben zweifelte. Dieser ist es, welcher dem Täufer seines Herrn, Johannes, ähnlich war, indem er den Sohn hielt, den Vater hörte und den Geist sah. Dieser ist es, welcher dem auserwählten Apostel Paulus glich, indem er allen alles wurde, um alle zu gewinnen, wie geschrieben steht. Dieser S. 266 ist es, welcher eine gesegnete, Leben hervorsprudelnde Quelle wurde, aus welcher das ganze Volk der Syrer trank. Dieser ist es, welcher zu einem Tische voll allerlei köstlicher Früchte wurde, so daß derjenige, welcher von seinen Kostbarkeiten ißt, nicht wieder hungert. Dieser ist es, welcher aus seinen heiligen Lippen Worte des Geistes und liebliche Lieder hervorsprudeln ließ. Dieser ist es, welchem der Heilige Geist, der ihn erwählt hatte, verlieh, die Geheimnisse und verborgenen Schätze der Schrift aulzudecken. Dieser ist es, welcher sowohl das Alte als auch das Neue Testament ausgelegt und durch seine Deutungen die Seelen aller Einsichtigen aufgeklärt hat. Dieser ist es, welcher als ein Weiser, Kundiger und Einsichtsvoller seine Lehre in Ordnung und richtiger Aufeinanderfolge austeilte. Dieser ist es, welcher wunderbare Reden und Homilien schrieb über die Sendung des Sohnes Gottes von seinem Vater, über seine freiwillige Entäußerung für uns, ferner über die auf ihn bezüglichen Vorbilder der Propheten und über die ihm nachfolgende Schar der Apostel, über seine menschliche Geburt aus Maria, über das Geheimnis seines Todes, seine Grablegung und Auferstehung, über seinen Verkehr mit den Jüngern nach der Auferstehung, über seine Auffahrt zum Vater in großer Herrlichkeit. Ferner schrieb er über alle Generationen der Menschen, die in diese Welt gekommen sind, durch welches Werk ein jeder von ihnen sich das Wohlgefallen Gottes erworben habe. Über die Vertreibung unseres Vaters Adam aus dem Paradiese verfaßte der Lehrer mit Sorgfalt eine Rede; hierin sprach er über den Fall jenes Herrlichen, der für alle Verständigen so traurig und schmerzlich ist. Denn er, welchen Gott den Engeln gleichgestellt hatte, um ihm wie einer von diesen im Paradiese zu dienen, hatte sich ja durch seinen freien Willen dem unvernünftigen Tiere ähnlich gemacht. Weil er das ihm gesetzte Gebot übertreten hatte, deshalb steht von ihm geschrieben, daß er 930 Jahre hindurch geweint habe über seinen Sündenfall und über die Übertretung des Gebotes, durch dessen Bewahrung er der Unsterblichkeit teilhaftig geworden wäre. Auch die Engel und Himmelsgeister waren tief bestürzt, als jener das glückselige Paradies S. 267 verlassen mußte. Von hier an also begann der göttliche Lehrer seine Unterweisung. Denn obgleich er seine Rede über den Wagen, welchen Ezechiel, der Prophet wunderbarer Offenbarungen, sah, früher verfaßt hatte, so wollte der Lehrer doch, wie es die richtige Ordnung erforderte, mit dem ersten Adam beginnen und erst nach ihm seiner Söhne gedenken. So ging er dann der Reihe nach alle Generationen durch, verfaßte Reden, Homilien und Oden, entwarf mit seinen göttlichen, Leben verleihenden Worten die Bilder aller im Tugendglanze Strahlenden, welche in diese Welt gekommen sind, brachte kostbare Perlen und Edelsteine aus dem Schatze hervor, welchen der Herr ihm, dem gesegneten Vater, geschenkt hatte, und verfertigte daraus Kronen für die Könige und Herrscher; denn er war ein kundiger und höchst einsichtsvoller Hausverwalter. Er begann einem jedem der ehrwürdigen Häupter die ihm gebührende und zuständige Ehre anzuweisen. Dem Haupt des Königs setzte er diese strahlende Krone auf und dem Fürsten das aus Beryllen geflochtene Diadem; mit schönen Perlen schmückte er die Richter und Vorsteher an der Spitze des Volkes und mit Siegelringen die Häupter der auserwählten Kirche und die heiligen Priester, durch welche die Lämmer der Herde versiegelt und bezeichnet werden sollen. Heilige Kränze von allerlei Arten wohlriechender Blumen reichte er den Unterhirten und den Schafen und Lämmern der Herde. Auf das Haupt Adams setzte er einen Kranz, in welchen Schmerzen, Dornen und Leiden aller Art eingefügt waren, weil jener gesündigt hatte. Er bestimmte der Eva, mit Schmerzen Kinder zu gebären, weil sie Adam zur Übertretung des Gebotes verleitet hatte. Er bestimmte der Schlange, ihr ganzes Leben hindurch Staub zu fressen, weil sie Adam und die Seinigen zur Sünde verführt hatte. Auf das Haupt Abels setzte er einen blutgefärbten Kranz, weil neidischer Haß diesen Unschuldigen überfiel und tötete. Es beschämte aber der Lehrer durch seine Belehrung den verfluchten Kain, weil er seinen Bruder hinterlistiger Weise ermordet hatte. Der herrliche Seth gleicht ganz dem Bilde Adams; durch ihn wurden Eva und Adam, die Trauernden, getröstet. Auch über die- S. 268 sen hat der gesegnete Vater eine Rede gedichtet, sowie über den gerechten Noe und den ruhmvollen Melchisedech, auch über Abraham, den Vater von Völkern und Nationen, und über Job, der so standhaft gegen Satan kämpfte. Über Moses und die Plagen, mit welchen er Ägypten gewaltig zerschlug, dichtete der Lehrer zehn Reden. Auch schrieb er über Josue, welcher Könige tötete und deren Länder gemäß dem göttlichen Auftrag den Söhnen Abrahams gab, sowie über den Hohenpriester Josue, den Sohn Josedechs1; ferner über die heldenhaften Söhne Seths, welche anfangs fromm waren, aber nicht bis zu ihrem Ende in ihrer Tugend verharrten, sondern in schmachvolle Unkeuschheit mit den Töchtern Kains verfielen. Auch über Elias von Thisbe und Elisäus verlieh ihm der Geist viele Gedichte vorzutragen, ferner über Isaak, welcher sich willig dem Messer darbot, als er geopfert werden sollte, und über Israel, welcher im Traume die Leiter schaute, auch über Joseph, jenen anmutigen und heiligen Jüngling, welcher die Lust besiegte, der alle Giganten unterlagen, endlich über Enos, jenen Verständigen, welcher die Welt belehrte, den Namen des Herrn zu jeder Zeit anzurufen, und über Daniel, den der Engel wegen seines Fastens und Betens einen Mann des Verlangens nannte. Wer vermag die wunderbaren Lobpreisungen des Ananias, Azarias und Misael zu schildern, welche unverzagt mit der Flamme kämpften und unbeschädigt wieder aus dem Feuerbrand herauskamen? Über Ezechiel, Jeremias und Isaias dichtete er Reden und pries sie nach Verdienst. Auch über Jonas, den Sohn des Amathi ———2. Über alle himmlischen Heerscharen verlieh ihm der Geist auszusprechen, wie sie vor Gott stünden, und über alle Generationen der Guten und Bösen, welche in die Welt eingetreten sind, über Lebende und Tote redete er und machte ihren Wandel kund. Da war nichts Verborgenes, was er nicht offen gezeigt hätte, und er unterrichtete die Welt über alles der Wahrheit gemäß. Hierdurch erkannten die Menschen, wie lauter, weise und schön er S. 269 in seinen Werken war, wie demütig, einfach und heilig, in welchem Heiligenschein der Auserwählte äußerlich und innerlich strahlte, und wie sorgfältig sein Engel über seine Glorie wachte, daß sie nicht von Satan und dessen Heerscharen verletzt werden möchte. Er war der Hausverwalter, welchem Vollmacht über den Schatz seines Herrn verliehen war; denn sein Herr gestattete ihm, alle daraus zu versorgen. Simon empfing von unserem Erlöser die Schlüssel des Himmels, um damit nach seinem Willen zu binden und zu lösen. Auch unser gesegneter Vater empfing sie von Gott, um alle Propheten sowie die Apostel zu preisen.“


  1. Hoherpriester zur Zeit des babylonischen Exils, vergl. 1 Chr. 6, 14; 1 Esdr. 3, 2; 10, 8. ↩

  2. Hier folgt eine unleserliche Stelle im Manuskript. ↩

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Ausgewählte Gedichte des Jakob v. Batnä in Sarug (BKV)
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Einleitung über Leben und Schriften Jakobs von Sarug

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