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S. 291 Solche Menschen1, welche im Leibe sind und willig sich selbst dem Dienste Gottes hingegeben haben, üben sich schon in früher Jugend in Meditation und Kasteiungen. Sie entfernen sich von dem heimatlichen Wohnsitz und halten sich in wüstem, unbebautem Lande auf; nicht als flöhen sie aus Scheelsucht und Neid die vielbewohnten Städte, sondern sie gewahren, daß die Welt voll ist vom Bösen, daher nehmen sie ihre Zuflucht zu Höhlen und zum Saum der wüsten Gegenden.
Wir selbst waren in den Ländern des Südens oft Zeugen davon, wie Scharen von Männern aus allen Völkern und Sprachen an einem Ort zusammenströmten und ohne Gemeinschaft mit Frauen lebten. Sie tun sich zusammen nach ihren Vaterländern und wohnen zu zwei und zwei, oder drei und drei, oder auch noch mehr gemeinsam. Jeder erbaut sich ein Obdach, getrennt von den andern, eine schmale Wand zur Bewahrung vor der Kälte, ein kurzes, dazu passendes Dach zum Schutz vor der Sonne, der Boden bleibt ohne Zurüstung, mit einem Lager von Gras begnügen sie sich als Bett. Da unsere Natur feucht ist, bedarf sie auch der Bedeckung ihrer Blöße. Daher machen sie sich jene Kleider ohne Schmuck und in größter Einfachheit, ein kurzes, ärmelloses Kleid im Sommer, ein Kleid mit Ärmeln für den Winter; auch tragen sie einen besonderen Mantel.
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Die Übersetzung ist nach der venezianischen Ausgabe (1859) angefertigt, die Einteilung in Kapitel rührt vom Übersetzer her. ↩