1.
S. 80 Als Apollonius dem Gericht vorgeführt wurde, sagte der Prokonsul Perennis zu ihm: „Apollonius, bist du ein Christ?“
Apollonius: „Ja, ich bin ein Christ. Darum verehre und fürchte ich Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer erschaffen hat. Und nichtigen Götzenbildern opfere ich nicht.“
Der Prokonsul Perennis: „Gib doch diese Ansichten auf, Apollonius. Es ist des Kaisers Gesetz. Schwöre beim Glücksgenius unseres Kyrios, des Allherrschers Kommodus!“
Apollonius: „Höre mir aufmerksam zu, Perennis. Ein Gesetzverächter, ja in Wahrheit ein Gottloser ist nur der, welcher seine Ansichten aufgibt, indem er sich abwendet von den gerechten und guten Geboten Gottes. Wer aber seine Ansichten aufgibt, weil er sich abwendet von jeglicher Ungerechtigkeit, ja sogar von allen bösen Gedanken, und nie wieder zu ihnen sich zurückwendet: ein solcher Mensch ist gerecht. Und glaub es uns, Perennis, darin liegt unsere Rechtfertigung: diese hochheiligen und leuchtend schönen Sittengesetze haben wir gelernt durch den Logos Gottes, der alle Herzensgedanken der Menschen durchschaut. Dazu kommt, daß er uns S. 81 befohlen hat, niemals zu schwören, sondern in allen Dingen die schlichte Wahrheit zu sagen. Ein heilig großer Eidschwur ist uns die Kraft der Wahrheit, die in jedem einfachen ,Ja“ ruht. Darum ist es für einen Christen eine Schande, zu schwören. Denn aus der Lüge kommt das Mißtrauen, und aus dem Mißtrauen wiederum kommt das Schwören. Verlangst du jedoch, daß wir beschwören, wir ehrten den Kaiser und beteten für seine Regierung? Wohlan, gern wäre ich bereit, mit einem Eid diese Wahrheit zu bekräftigen, und zwar beim wahrhaft existierenden Gott, bei dem Urewigen, den nicht Menschenhände geformt haben und dessen Wille es ist, daß Menschen durch Menschen auf Erden politisch geführt werden.“