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Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) Ausgewählte Reden (BKV)
Festreden
Zweite Rede über die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.

2.

Um diese Zeit also gingen Maria Magdalena und die Andere gleichen Namens zum Grabe und sahen den vom Himmel herabgestiegenen Engel in der vorhin beschriebenen Weise, wie er den Stein weggewälzt hatte und auf ihm saß, auf dessen Einladung sie den Ort ansahen, wo der Herr geruht hatte, und auf den Auftrag, zu den Jüngern zu eilen und ihnen die Botschaft zu bringen, schnell das Grab verließen. Als sie nun davon eilten, begegnete ihnen Jesus und sprach: „Seid gegrüßt!“1 Denn es mußte das S. 327 weibliche Geschlecht zuerst die frohe Botschaft von der Auferstehung durch den Engel erhalten und zuerst den Herrn sehen und zuerst seine Stimme vernehmen in den Worten „Seid gegrüßt!“ Hatte ja auch das Weib zuerst die Trugworte der Schlange vernommen, zuerst widergesetzlich die Frucht des verbotenen Baumes angeschaut und war (zuerst) zur Trübsal verurtheilt worden. Darum auch gestattet (ihnen) als den zuerst von ihm Abgefallenen und Entfremdeten der Erlöser, (zuerst) ihn anzubeten und seine Füße zu umfassen, und beauftragt sie, den Jüngern die Freudenbotschaft zu bringen, weil er wollte, daß das Weib, welches dem Adam Vermittlerin der Trübsal gewesen, den Männern Verkünderin der Freude sei. ― „Während sie nun hingingen,“2 sagt er, um den Jüngern die Botschaft zu bringen, „siehe, da kamen Einige von der Wache in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern Alles, was geschehen war. Und als diese mit den Ältesten zusammengetreten waren und Rath gehalten hatten, gaben sie den Soldaten viel Geld und sprachen: Saget: es sind seine Jünger in der Nacht gekommen und haben ihn, während wir schliefen, gestohlen. Und wenn Dieß dem Landpfleger zu Ohren kommt, so werden wir ihn bereden und euch Besorgniß ersparen. Diese aber nahmen das Geld und thaten, wie sie belehrt worden. Und es verbreitete sich dieses Gerede unter den Juden bis auf den heutigen Tag.“

Die andere Maria nun (zu glauben, daß es die Gottesgebärerin gewesen, ist ganz folgerichtig; war sie ja selbst beim Leiden nicht gewichen, sondern, wie Johannes erzählt, unter dem Kreuze gestanden, und ziemte es ihr daher, auch die Freudenbotschaft zu bringen, ihr, welche die Wurzel der Freude ist und den herrlichen Gruß gehört hatte: „Sei gegrüßt, du Gnadenvolle, der Herr ist mit dir“) erfüllte den Auftrag des Herrn und verkündigte den Jüngern Alles S. 328 getreulich. Denn es war keine Berechtigung vorhanden, Das, was so weise geordnet und aufgetragen war, nicht zu vollführen, mochten auch Die, welche die Kunde vernahmen, ihr keinen Glauben schenken, wie Dieß ja oftmals auch bei der Meldung ungewöhnlicher Wunder zu geschehen pflegt; denn sie würden nicht unthätig geblieben sein, wenn sie geglaubt hätten. Der Magdalena aber, die mit der Gottesgebärerin fortging und in gleicher Weise die Botschaft beeilte, begegnete auch etwas Menschliches. Und wie Petrus, als er von Herodes ergriffen und durch den Engel aus freien Stücken der Fesseln erledigt und vom Gefängniß befreit wurde, obschon er einen langen Weg zurückgelegt und schon das Stadtthor überschritten hatte, nicht an einen wirklichen Vorfall glaubte, sondern ein Gesicht zu sehen meinte, so däuchte auch ihr das Übermaß des Wunders gleichsam ungeeignet zu sein; und da zugleich die Wächter zuvorgekommen waren und den Anfang gemacht hatten, mit den Hohepriestern die Verleumdung gegen die Auferstehung auszuspinnen, ging sie, indem sie gewiß ungefähr sich so Etwas zuflüstern hörte, auf die Zweifel ein, und ohne auf die Verkündung und den Befehl des Erlösers zu achten, ging sie des Morgens, als es noch dunkel war, zum Grabe, wie Johannes sagt.3 Denn wie der Herr dem Thomas gestattete, in seinem Unglauben zu sagen: „Wenn ich nicht die Spur der Nägel in seinen Händen sehe und meinen Finger an die Stelle der Nägel lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich es nicht glauben,“4 und wie durch seinen vorwitzigen Unglauben und sein Anrühren wir im Glauben befestigt worden sind, indem wir glauben, daß Emmanuel in eben dem Körper, in dem er gelitten hat, auch auferstanden sei, und alle grundlosen Einwendungen eines bloßen Scheines von uns weisen, auf die gleiche Weise gestattete er es auch der Maria Magdalena, die wieder zum Unglauben zurückkehrte und mit großer Leichtigkeit in denselben fiel. Denn nicht S. 329 unbekannt ist die Unbeständigkeit der weiblichen Natur. Er gestattete ihr, durch ihr neugieriges Forschen das Wunder der Auferstehung glaublicher zu machen, da es über jeden Glauben und jede Vernunft erhaben war. Als sie hierauf in Zweifel gerieth und nur den Stein vom Eingang des Grabes weggewälzt, nicht aber wie früher den Engel auf ihm sitzen sah, ließ sie sich vom Unglauben besiegen und hielt den Anblick für ein Gesicht und eine Einbildung und nicht für wahr, sondern für trügerisch. Und sie eilte zu Petrus und dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und rief aus und sprach: „Sie haben den Herrn vom Grabe weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“5 Du siehst, daß in Folge Dessen, was zur Nachtszeit bei den Juden nach der Botschaft der Wächter sich verbreitete, auch sie von etwas Ähnlichem umtönt war und ihr Sinn sich verwirrte, und daß sie glaubte, die Feinde hätten den Leichnam Jesu gestohlen, um den Diebstahl den Aposteln aufzubürden.

Doch Petrus und Johannes erhoben sich sogleich und eilten zum Grabe. Denn was man sagte, kam ihnen nicht unerwartet, so daß sie in Betreff der Auferstehung nicht hätten glauben sollen, vielmehr war es glaubwürdig und stand in Einklang mit der jüdischen Bosheit. Ohne Furcht aber thaten sie Dieß, da Ruhe herrschte und es noch finster war und Gott ihnen Muth einflößte. Als sie aber angekommen waren, fanden sie die deutlichen Zeichen der Auferstehung. Denn sie sehen im Grabe die Leichentücher liegen. Das wäre aber wohl nicht der Fall gewesen, wenn der Leichnam wäre gestohlen worden. Denn erstens lieben es die Diebe zu plündern, dann aber, den Diebstahl gar rasch auszuführen, damit sie nicht ertappt werden und schwere Strafe leiden. Über den Leichnam Jesu hat aber Johannes ungefähr so geschrieben: Sie wickelten ihn in S. 330 Tücher mit Spezereien, wie es bei den Juden Sitte war zu begraben. Wie nun, ist es für die Diebe nicht mühselig, die Bande zu lösen und den Leichnam von den Leichentüchern frei zu machen, welche fast unzertrennbar damit zusammengeklebt sind und zerreissen, bevor sie herabgezogen werden? Denn mit einer Mischung von Aloe und Myrrhe, die Nikodemus gebracht hatte, waren sie herumgewunden. Aber auch das Schweißtuch, das an seinem Haupte war und nicht bei den Leintüchern, sondern an einem abgesonderten Platze zusammengewickelt lag, verrieth keine Eilfertigkeit wie bei Dieben, die den Leichnam stahlen. Denn wie hätten auch die Diebe eine solche Muße und Furchtlosigkeit, daß sie sogar die Kopfbedeckung in Ordnung zusammenwickelten und an einen abgesonderten Platz legten? So zeigt auch Dieß deutlich die Wahrheit der Auferstehung. Zugleich aber deutete es auch ein göttliches Geheimniß an, da das Haupt die Stelle der Gottheit einnimmt nach dem Ausspruche: „Das Haupt Christi ist Gott,“6 und über dasselbe Reden bestehen, die nach der Menschwerdung noch wie eingewickelt und unauflöslich sind, auch wenn Das, was auf Erden in Betreff der Heilsordnung im Fleische und des Verweilens auf Erden unter den Menschen stattfand, wovon die Leintücher das Sinnbild sind, möglichst gelöst und betastet ist.


  1. Matth. 28, 9. ↩

  2. Matth. 28, 11―15. ↩

  3. Joh. 20, 1. ↩

  4. Ebd. [Joh. 20] V. 25. ↩

  5. Joh. 20, 2. ↩

  6. I. Kor. 11, 3. ↩

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