Morgengesang.
S. 221 Des Lichtes Spender, voll der Pracht!
Durch dessen helles klares Licht
Nach dem Verlauf der Zeit der Nacht
Der Tag sich wieder rings ergießt;
Du wahrer Morgenstern der Welt!
Der kleine Stern ist dieser nicht,
Der kund des Tages Anbruch thut,
Und nur mit schwachem Lichte glänzt;
Der Sonne Glanz erlischt vor dir;
Ganz ist dein Wesen Licht und Tag,
Die Tiefen unsers Herzens hellt,
Die Brust durchbrechend, auf dein Strahl.
Der Dinge Schöpfer, steh uns bei,
Des Vater-Lichtes Herrlichkeit!
Wenn deine Gnade sich uns naht,
So öffnen unsre Herzen sich;
Sie tragen dann die Gottheit selbst,
Erfüllt von deinem Geist, in sich,
Auf daß des treulos Raubenden
Furchtbarer Trug nicht finde Raum;
Daß bei den Thaten in der Welt,
Die unser Leben nöthig macht,
Wir frei von des Verbrechens Schuld
Uns halten nur an dein Gesetz;
Daß uns des Sinnes Keuschheit rein
Erhalte von der Gierden Schmach,
Und rein als Tempel, sich geweiht,
Der Geist bewahre unsern Leib.
Die Seele hoffet betend dieß,
Nur diese Gaben wünschet sie,
Damit uns hold das Morgenlicht
Beschirme in der finstern Nacht.
Es sey dir Ehre, Herr, und Ehr’
Dem Eingebornen, und zugleich
Dem heil’gen Geist, dem Tröster, jetzt
Und fort durch alle Ewigkeit! Amen.