1. Das Leben des heiligen Gregor von Nyssa.
S. 13 Es war ein dunkler, sturmbewölkter Himmel, aus dem das große Dreigestirn der heiligen Kappadozier, Basilius, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa, hervorstrahlte. Die Zeit war von religiösen Kämpfen erfüllt und bis ins Innerste aufgewühlt. Das Nizänum hatte allerdings klar und entschieden in der trinitarischen Frage gesprochen (325) , aber die mächtige Sekte des Arianismus lebte fort in mehreren unter sich gespaltenen Parteien, zu denen sich die Apollinaristen und Mazedonianer gesellten. Gnostisch-manichäische Irrlehren waren weiterhin aufgetaucht, um die Verwirrung der Geister auf die Spitze zu treiben, begünstigt durch die stolze, oberflächliche und gewinnsüchtige Disputiersucht der Sophisten und Rhetoren. Statt vieler Zeugnisse aus jener Periode sei hier nur auf die Klage eines kompetenten Zeitgenossen verwiesen.
Basilius der Große, Bruder des Gregor von Nyssa, schreibt in einem Briefe an „Seine Mönche“ (ep. 226 M. 32, 841): „Viel Kummer bereitet uns die schwierige Lage der Gegenwart, wo alle Kirchen erschüttert sind und alle Seelen gesiebt werden. Haben doch manche schonungslos ihren Mund gegen ihre Mitarbeiter (im Herrn) aufgetan. Die Lüge wird ohne Scheu verkündet, die Wahrheit ganz verdeckt. Die Angeklagten werden ohne gerichtliche Untersuchung verurteilt, den Klägern wird blindlings Glauben geschenkt. Auch wider mich sind, wie ich gehört habe, massenhaft Briefe in Umlauf gesetzt worden, die uns brandmarken, öffentlich bloßstellen und uns Dinge schuldgeben, gegen die wir uns vor dem Richterstuhl der Wahrheit genugsam verteidigen können.“ Die leidige Einmischung der staatlichen Gewalt in innerkirchliche Angelegenheiten und selbst theologische Lehrmeinungen, auf die in den angeführten S. 14 Worten des Metropoliten angespielt wird, wurde unter den arianisch gesinnten Kaisern, insbesondere unter dem tyrannischen Valens (364―378) , von den Katholiken schmerzlich empfunden.
War von den genannten drei großen Kappadoziern der heilige Basilius vor allem der Mann der Tat, ein geborner Fürst der Kirche, war der heilige Gregor von Nazianz, sein bevorzugter Freund, ein feuriger, geistsprühender Meister der Rede, so ist bei Gregor von Nyssa eine ausgesprochene Begabung für philosophische Spekulation zu erkennen, die sich mit einem für den Reichtum der Naturwelt aufgeschlossenen Sinn und einem tiefen, freundlichen Gemütsleben verbindet. Er war das fünfte von den zehn Geschwistern einer edlen, echt christlichen und strenggläubigen Familie, die in Pontus ansehnliche Güter besaß und in der noch ebenso die Erinnerung an die Verfolgungen unter Maximin II. wie an einen heiligen Gregor Thaumaturgus, den Lehrer der heiligen Makrina, der Großmutter der zehn Kinder, lebendig fortlebte. Der im Sturm der Verfolgung erstarkte, heroische Geist des Glaubens ließ in der Familie eine Reihe von Heiligen heranreifen, eine heilige Mutter Emmelia, eine heilige Tochter Makrina und drei heilige Brüder, nebst dem schon genannten Basilius und Gregorius auch einen Jüngern Bruder Petrus.
In einer solchen geheiligten Atmosphäre erblickte Gregor das Licht der Welt um 335, fünf Jahre jünger als Basilius. Die frühesten Jugendeindrücke, die bleibend seine religiös-aszetische Lebensrichtung bestimmten, verdankte er der heiligen Mutter Emmelia und der ältern, erstgebornen Schwester Makrina. Er hat beiden in der kostbaren Vita Macrinae (M. 46, 960―990) ein rührendes Denkmal gesetzt1. Im Briefe an einen „Gewissen Johannes“ (ep. 19 M. 46, 1072 ff.) berichtet Gregor über die letztere in gedrängter Kürze: „Wir hatten eine Schwester zur Lehrerin des Lebens, nach der (leiblichen) S. 15 Mutter eine (geistige) Mutter, die in so unmittelbarem Verkehr mit Gott wandelte, daß sie uns „ein starker Turm“ und „ein Schild der (göttlichen) Huld“ war, wie die Schrift sagt, eine „befestigte Stadt“ und jegliche Schutzwehr. Sie bewohnte später den hintersten Winkel in Pontus, getrennt vom Verkehr mit der Welt. Ein großer Reigen von jungfräulichen Seelen war um sie geschart. Sie selbst hatte ihnen in geistlicher Geburt das Leben gegeben und erzog sie mit viel Sorge zur sittlichen Vollkommenheit. Im menschlichen Körper ahmte sie das Leben der Engel nach.“
Später übernahm Basilius das Geschäft eines Lehrers und Erziehers an Gregor. An mehr als einer Stelle spricht dieser mit wahrer Begeisterung von seines „großen“ Bruders Tugendhaftigkeit und Gelehrsamkeit. So sagt er im Eingang der Schrift „Über die Ausstattung des Menschen“ (De hominis opificio M. 44, 125): „Basilius allein hat in entsprechender Weise Gottes Schöpfung betrachtet, wie er denn (selbst) wahrhaft nach Gott geschaffen und in seiner Seele nach dem Bilde des Schöpfers geformt war, unser gemeinsamer Vater und Lehrer2, der den erhabenen Bau des Weltalls nach seiner eigenen Beschauung auch für die große Menge faßlich dargestellt hat. Er hat die in der wahren Weisheit von Gott ins Dasein gerufene Welt für alle erkennbar gemacht, welche durch seine Einsicht sich zum Betrachten anleiten lassen.“ Gregor will das nicht abgeschlossene Werk des Basilius über das Sechstagewerk ergänzen, nicht etwa, um dessen Arbeit durch Unterschiebung zu fälschen, . . . sondern, damit der Ruhm des Lehrers in seinen Schülern erscheine. Bezeichnend ist eine längere Stelle des Briefes, den Gregor an den Rhetor Libanius, den Lehrer des Basilius in Byzanz, geschrieben (M. 46, 1049 cp. 13): „Falls du nach den Lehrern fragst, von denen wir etwas gelernt zu haben scheinen, so wirst du einen Paulus und Johannes entdecken und die übrigen Apostel und Propheten, wenn es vielleicht nicht zu kühn S. 16 erscheinen sollte, daß wir uns die Unterweisung in der Disziplin herausnehmen, welche du als Domäne eurer Kunst bezeichnen dürftest, einer Kunst, die nach dem Urteile kundiger Männer aus dir als der Quelle entspringt und auf alle überströmt, die in der Redekunst sich etwas angeeignet haben. Denn solches habe ich oft vor jedermann deinen Schüler, meinen Vater und Lehrer, den bewunderungswürdigen Basilius, erzählen hören. Wisse aber, daß ich selbst kein besonderes Glück mit den Schulen der Lehrer gehabt habe. Nur einige Zeit war ich mit meinem Bruder (Basilius) zusammen und wurde insoweit von seiner göttlichen Zunge ausgebildet3, daß ich die Unwissenheit derer zu verstehen vermag, die in die Redekunst nicht eingeweiht sind.“ Des weitern versichert dann Gregor den berühmten Rhetor, daß er gleichwohl ein Liebhaber der schönen Rede sei und Libanius Dank wisse. Denn was er von Basilius gelernt habe, stamme doch aus der Schule des Libanius. Sei es auch wenig, so ist doch das Wenige in seinen Amphoren „Wasser aus dem Nil“.
Gregor spricht hier in bescheidenem Ton über sich, in schmeichelhaften Wendungen über Libanius. Ohne Zweifel gehört der Brief in die Zeit, wo auch Gregor die Stellung eines Rhetors innehatte. Die Schule, an der er seine klassische Bildung empfing, ist wohl in Caesarea selbst, seiner Vaterstadt, zu suchen. Waren die dortigen Lehrer auch nicht so weltberühmt wie die Koryphäen in Alexandrien und Athen, so waren sie doch tüchtig genug, um einen Redner auszubilden und eine gewisse enzyklopädische Bildung zu vermitteln. Gregor verrät nämlich in seinen verschiedenen Schriften ein vielseitiges Wissen über die klassische Vorzeit und beherrscht die Sprache mit großer Gewandtheit. In der antiken Philosophie war er mit Platos Schriften so gründlich vertraut, daß er seinem Gegner Eunomius gehörig auf die Finger klopfen konnte, weil derselbe mit S. 17 Stellen aus dem großen Philosophen Plato Mißbrauch getrieben hatte. Als eine Probe von Polemik, wie sie auch von einem sonst so milden, heiligen Manne damals geführt werden konnte, seien einige Züge mitgeteilt. Das eine betreffende Zitat ist aus Platos Phädrus genommen4. Gregor schwingt schonungslos die Geißel der Satire (M. 45, 813): „Woher hat dieser Platon-Phädrus das, was dort (im Dialog) über die Seele von Plato philosophisch behandelt ist, seinen eigenen Aufstellungen ohne Sinn und Zusammenhang angeflickt? Jener spricht von παῦσα κινήσεως [pausa kinēseōs] (Ruhe in der Bewegung), dieser wollte nun von παῦσα γεννήσεως [pausa gennēseōs] schwätzen (Ruhe in der Zeugung), um die Laien in diesem Gebiete mit solchen schönklingenden Wendungen aus Plato zu umdröhnen.“ Ähnlich spottet Gregor zur zweiten Stelle (Plagiat aus Kratylus)5, wo Eunomius aus den zutreffenden Namen der von Gott geschaffenen Dinge die Majestät Gottes erkannt wissen will (M 45, 1045). Ein solcher Name sei οὐρανός [ouranos] (Himmel). Leider, meint Gregorius, müsse man mit einem solchen überklugen Philosophieren sich aufhalten. Eunomius sei vielleicht auf den Platonischen Dialog Kratylus gestoßen oder habe von andern, die ihn gelesen, etwas gehört und habe dann in seiner Ideenarmut seinem eigenen Gerede das närrische Zeug jenes Dialoges einverleibt, ganz nach Art von Bettlern, die sich von den einzelnen geschenkten Brocken ein Essen aus ganz verschiedenen Nahrungsmitteln zusammenkochen. So trage Eunomius wegen Mangel an wahrem Brote (der Weisheit) von allen Seiten Brosamen von (fremden) Worten und Gedanken für seine Arbeit zusammen. Durch den Hinweis auf ganz verschiedene Bezeichnungen, die es in den Sprachen für den Himmel gibt, wird der Gegner dann ad absurdum geführt.
S. 18 Um 381, nach dem Tode des Basilius, hat Gregor die beiden Arbeiten über das Hexaëmeron zur Verteidigung seines Bruders in Angriff genommen. Vorher hatte er schon mannigfache Wandlungen in seinem Leben durchgemacht. Er war zuerst in den Kreis der Kleriker eingetreten und Lektor geworden. Ob er mit ganzer Seele bei der Sache war? Es ist auf eine Erzählung aufmerksam gemacht worden (3. orat. in 40 mart. M. 46, 784), wo er von sich bekennt, daß er einer Einladung seiner Mutter, zur Beisetzung der Reliquien der heiligen 40 Märtyrer von Sebaste heimzukommen, nur ungern gefolgt sei. Er entschuldigte sich mit dringenden Geschäften, der weiten augenblicklichen Entfernung und fand die Zumutung der Mutter in seiner „jugendlichen Torheit“ unangebracht. Als er aber doch gekommen war und nahe dem Grabe der Märtyrer übernachtete, hatte er ein Traumgesicht, das ihn zu großer Bestürzung und Reue umstimmte. Sicher ist, daß er die Laufbahn eines Rhetors betrat, der auch der Vater in Caesarea mit großem Erfolg sich zugewendet hatte. Aber wie unsanft wurde er von seinem Freunde Gregor von Nazianz aus dem Behagen des neuen Berufes aufgestört! Wie energisch lauten diese Vorstellungen (ep. 11, M. 37, 41) . Alles Volk murrt schon und schaut auf den Abtrünnigen mit bösen Blicken. Was für eine „ruhmlose Ruhmesherrlichkeit“! Ein Sturz in die Tiefe! Dem schlimmsten Dämon des Ehrgeizes verfallen6! „Wie konntest du die bittersalzigen, ungenießbaren Schriften gegen die heiligen, süßen Bücher eintauschen, die du dem Volke vorgelesen? Wie kannst du lieber den Titel eines Rhetors begehren als den eines Christen?“ Ausreden läßt der strenge Mahner nicht gelten. Die Wirkung des Briefes war eine durchschlagende. Gregor zog sich in die Einsamkeit zurück und begann ein streng aszetisches Leben. Der rügende Freund ward versöhnt und pflegte wieder das alte herzliche Verhältnis zum Nyssener.
S. 19 Ein beredtes Zeugnis hierfür haben wir in einem herrlichen Trostschreiben, das er an den Freund beim Tode von dessen Gattin Theosebeia richtete. Es ist wohl anzunehmen, daß Gregor von Nyssa während seiner Rhetorentätigkeit mit der ausgezeichneten Frau sich verehelicht hatte. Von einigen ist die Ansicht ausgesprochen worden, Theosebeia sei eine Diakonissin gewesen7, keineswegs die Gattin des Gregorius, mit dem sie ein tadelloses Gemeinschaftsleben führte. Wenn man die Klage Gregors von Nyssa erwägt, die er in der Schrift „De Virginitate“ über seine frühere Lebensperiode erhebt, die ihn zu einem Lobredner der Jungfräulichkeit weniger tauglich erscheinen lasse8, so muß jeder Zweifel an der Tatsache schwinden, als ob keine eigentliche Ehe bestanden hätte. Allerdings klingen die Ehrentitel, die der Verstorbenen von Gregor von Nazianz gespendet werden, überschwenglich und feierlich9. Sie war eine Zierde der Kirche, ein Ehrenschmuck Christi, das Schönste und Herrlichste in der schönen Gemeinde usw. Aber man beachte den rhetorischen Ton des Schreibens, das darauf abgestimmt ist, dem Freunde den schmerzlichen Verlust zu erleichtern. Derselbe zeigt übrigens eine bewundernswerte Fassung und Ergebung und bewährt in allem die echte Weisheit10.
In die Zeit aszetischer Zurückgezogenheit, der sich Gregor nunmehr hingab, fällt sein Aufenthalt im Iriskloster, wo Basilius bereits einen Chor feuriger Jünger um sich versammelt hatte. In der Abhandlung „De Virginitate“ enwirft [ber.: entwirft] Gregorius eine hochgemute Schilderung des engelgleichen Lebens, das die Mönche am Iris unter Leitung des großen heiligen Lehrers führen. Der Lehrer ist kein anderer als Basilius, den Gregor zwar nicht mit Namen nennt, aber mit so deutlichen S. 20 Kennzeichen vorführt, daß man ihn unfehlbar erraten kann (De Virg. M. 46, 320 und 412). Derselbe zeigte in jeder Altersstufe eine wunderbare Mischung oder, besser gesagt, einen Umtausch von entgegengesetzten Eigentümlichkeiten, im Alter eine jungendliche [ber.: jugendliche] Kraft für das Gute, im Frühling des Lebens eine mit dem Bösen unbekannte Jugend. Mit einer starken, feurigen Hingabe an die (göttliche) Weisheit wuchs er auf und blieb ihr bis ins Alter getreu. Und wenn es einer nicht wagen sollte, in eine solche Sonne zu schauen, so richte er seinen Blick auf den Kreis von Heiligen, die unter ihm herangebildet worden, eine Leuchte für nacheifernde Jünglinge11. Daß der Schreiber dieser Stellen, der förmlich als Werber für das Klosterleben am Iris erscheint, selbst unter den Brüdern dort weilte, geht unzweideutig aus ein paar Bemerkungen hervor. Gregor sagt am Eingang der Schrift, daß er am Schluß derselben Erwähnung tue „ unsers gottesfürchtigsten Bischofs und Vaters“, wobei er sich unter die Zahl der Mönche einschließt (a. a. O. 320 A.). Desgleichen beachte die Worte: „Dieses (hohe aszetische) Ziel hat Gott unserm Leben (hier) gesteckt“ (a. a. O. 412 C. mit der anschließenden Charakteristik der Klosterbewohner). Auf den gleichen Aufenthalt am Iris deutet der Nyssener im 40. Briefe (M. 46, 1040) hin, wenn er einem Freunde das Bild einer geheimnisvollen Stadt vorzaubert, zu deren Bürgern er selbst gehört. „Wenn nicht alles trügt“, meint Bardenhewer III 189, ist damit die Mönchskolonie am Iris gemeint.
Es liegt am Tage, daß die kostbare Gelegenheit, aus dem Umgange mit Basilius viel zu lernen, von Gregor eifrig benützt wurde. Wenn seine spätern Werke eine so tiefgehende Kenntnis theologischer und aszetisch-mystischer Fragen offenbaren, so hat er in dem sicher einige Jahre dauernden Aufenthalt am Iris unablässig sich weitergebildet12. Auch Gregor von Nazianz war um 358, wie S. 21 es scheint, nach dem Iriskloster gekommen und hatte mit Basilius gemeinschaftlich an der schriftlichen Fixierung der Ordensregeln gearbeitet.
Im Jahre 370 wurde Basilius aus seiner geliebten, weltfernen Einsamkeit auf den Metropolitanstuhl von Cäsarea berufen. Mit klarem Verständnis der Lage, großzügiger Tatkraft und weiser Maßhaltung waltete er seines Amtes unter einem in religiöse Parteien zerrissenen Volke. Durch Kaiser Valens ward obendrein eine kirchenpolitische Verlegenheit für Basilius geschaffen, die Aufteilung der Provinz Kappodozien in zwei selbständige Hälften mit den Hauptstädten Cäsarea und Tyana. Der für Tyana ernannte Bischof Anthimus beanspruchte die Metropolitanrechte für seinen Sprengel und wirkte im Sinne des arianisch gesinnten Hofes. Da sah sich Basilius genötigt, eine größere Anzahl von Bistümern in seiner Kirchenprovinz zu errichten, die er mit zuverlässigen Männern besetzen konnte, um seine Stellung zu verstärken. So fiel seine Wahl auch auf den Bruder Gregor; er holte ihn aus dem Iriskloster herbei und machte ihn zum Bischof von Nyssa, einem Städtchen nicht weit von Cäsarea (371). Gregor fügte sich ungern der Wahl13; er mochte in richtiger Selbsteinschätzung befürchten, daß er in der kampferfüllten Zeit den Hirtenstab nicht mit der notwendigen Festigkeit und praktischen Klugheit führen könne. Leider sollten gleich die nächsten Monate das bewahrheiten. In dem Briefe des Basilius an einen alten, bewährten Freund mit Namen Aburgius (M. 32, 317. Ep. 33) ist bereits von einer äußerst mißlichen Lage Gregors die Rede. Bei seiner Vorliebe für ein von äußeren Geschäften freies, ruhiges Leben weiß er sich in seiner Not keinen Rat, wie er die verlangten Gelder abliefern, öffentlich auftreten, vor Gericht sich benehmen soll. Er hat weder Geschick noch Lust für solche Dinge. Darum möge Aburgius sich seiner annehmen und mit dem (kaiserlichen) Schatzmeister Rücksprache nehmen oder sonst einen Ausweg suchen. S. 22 Auffälliges klingt aus einer Reihe von vier Briefen des Basilius (M. 32, 504; 408; 409; 413. Epp. 100, 58, 59, 60) heraus (ann. 371). Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern erscheint ernsthaft getrübt, die Schuld liegt offenbar auf Seiten Gregors. Glücklicherweise kommt es durch Vermittlung des Oheims, des Bischofs Gregorius, zu einer baldigen Wiederversöhnung. Im ersten Briefe14 beklagt sich Basilius schmerzlich über das Vorgehen seines Bruders, der eigenmächtig Synoden veranstalte und ihm alle möglichen Schwierigkeiten bereite15. Basilius spricht von der „Gutmütigkeit“ (χρηστότης) [chrēstotēs] Gregors, die wir wohl dahin deuten dürfen, daß Gregor sich in seiner Gutmütigkeit von widerspenstigen Bischöfen und Klerikern betören und gegen den Metropoliten mißbrauchen ließ. Noch schlimmer lautet der Inhalt des nächsten Briefes, der direkt an Gregor selbst gerichtet ist. Basilius ist bestürzt, empört, beschämt, von unbeschreiblichem Weh durchzuckt. Dreimal nacheinander ist ihm von glaubwürdigen Boten Gregors ein Brief, angeblich vom Oheim Gregorius verfaßt, hinterbracht worden. Basilius war erst hocherfreut über die Mitteilungen des ersten Briefes, aber wie ward ihm zu Mute, als der Oheim jede Beteiligung an dem Schreiben in Abrede stellte. Und das Gleiche wiederholte sich auch beim zweiten und dritten Briefe. Wir erfahren nichts Näheres, was in denselben gestanden hat und können über das sonderbare Verfahren Gregors nur Mutmaßungen hegen. War er wieder von gegnerischen Bischöfen umgarnt worden? Wußte er wirklich um den echten Inhalt der Briefe? Handelte er bei seiner „Einfalt“ (ἁπλότης) [haplotēs] mehr oder weniger mit persönlicher Zustimmung und im guten Glauben, der Sache des Friedens zu nützen? Basilius selbst läßt die Frage offen, ob der Bruder ihn direkt auf die Probe stellen wollte oder ob er tatsächlich von den Bischöfen den Brief empfangen und überschickt habe. Jedenfalls solle er sich künftig besser in acht nehmen S. 23 und dem Metropoliten keinen solchen Verdruß bereiten16. Da aber nun für die Berufung einer Synode schon soviel geschehen, so soll Gregor auch daran teilnehmen; Basilius will erscheinen, wenn er mit geziemendem Ehrengeleite geholt werde.
In ganz anderm Ton ist der dritte Brief geschrieben, in dem Basilius den mit kindlicher Ehrfurcht geliebten Oheim bittet und beschwört, ihm endlich einmal in der leidigen Sache eine klärende Aussprache zu ermöglichen. Wie es scheint, hatte auch der ehrwürdige, edel gesinnte Greis sich von der Gegenpartei beeinflussen lassen und eine für Basilius peinliche Zurückhaltung beobachtet. Das verwundete Herz des Metropoliten strömt über in einem ergreifenden Erguß des Jammers, der Demut, der Verehrung, der sehnsüchtig verlangenden Liebe und Ergebenheit. Er kann nicht länger mehr schweigen, er drängt mit dem heiligen Ungestüm eines Apostels Paulus (Phil. 2, 1―2) auf eine möglichst schnelle Verständigung, er appelliert an die Seelengüte und Milde des Oheims, die wie lieblicher Wohlgeruch alle in ihren Bann zieht. Solange keine Annäherung erfolgt, werden die Verleumdungen immer weitergehen. Ziemt es jenen (Gegnern) nicht, um den Metropoliten sich nicht zu kümmern, um soviel weniger dem hochverehrten Oheim17. Im vierten Brief erscheint die dunkle Wolke durchbrochen, ein Strahl froher Hoffnung und Versöhnung leuchtet durch den Riß. Der Oheim hat einen begütigenden Brief geschrieben, der Bruder Gregor selbst hat ihn überbracht. Basilius schreibt an den Oheim, wie sehr ihn der Brief, den er heiß ersehnte, getröstet habe; die bösen Zungen müssen nun schweigen, das Ärgernis eines Zwiespaltes unter den nächsten Verwandten ist behoben. Der S. 24 erfahrne Oheim möge alles, Ort, Zeit, Umstände der Zusammenkunft bestimmen. Den Bruder liebt Basilius nach wie vor. Aber in Näheres hat er ihn nicht eingeweiht, weil er seine Worte durch seine Taten verleugnete.
Durch Erfahrung ist Gregor von Nyssa klüger geworden. Man hört von Seiten des Metropoliten keine weitern Klagen mehr über unbedachtsame Schritte. Allerdings hegt Basilius noch weiterhin Mißtrauen gegen des Bruders Verwendbarkeit für wichtige Geschäfte der kirchlichen Verwaltung. Als es sich 375 darum handelte, ihn als Mitglied einer Gesandtschaft an Papst Damasus nach Rom reisen zu lassen, lehnte Basilius diesen Plan rundweg ab. Gregor kenne er als in kirchlichen Dingen gänzlich unerfahren (M. 32, 792. Ep. 215). Es fehlte auch nicht an Anlässen, für ihn einzutreten, wenn bei den turbulenten Verhältnissen äußeres Mißgeschick ihm zustieß. Im Jahre 375/6 wurde Gregor das Opfer böswilliger Verleumdungen, daß er Kirchengelder verschleudert habe und nicht korrekterweise Bischof geworden sei. Der kaiserliche Vikar Demosthenes glaubte, wie er selbst dem Arianismus zuneigte, den arianischen Gegnern des Bischofs und ließ ihn ohne weiteres festnehmen. Es gelang Gregor, auf dem Wege nach Cäsarea den rohen Soldaten, die ihn im Winter eskortierten, zu entkommen und ein sicheres Versteck zu gewinnen. In einem höflichen Briefe (M. 32, 840. Ep. 225) wendet sich Basilius im Namen der andern Bischöfe an Demosthenes und verteidigt seinen Bruder gegen die ungerechten Anklagen. Die Wahl Gregors sei durch die Bischöfe rechtlich vollzogen worden und Gregor habe sich nicht aufgedrängt, sondern im Gegenteil gesträubt. Was den Vorwurf der verschleuderten Kirchengüter betreffe, so seien die Verwalter derselben zur Rechenschaftsablage bereit; sie würden unmittelbar aus den Papieren des Bischofs den Beweis seiner Unschuld liefern. Die Flucht Gregors wolle der Statthalter billig entschuldigen, denn der Verhaftete litt sehr auf der Reise wegen körperlicher Unpäßlichkeit und harter Behandlung der Wächter. Inzwischen seien infolge der Abwesenheit Gregors weder die staatlichen noch die kirchlichen Interessen geschädigt worden. Die Bitte fand bei dem harten und S. 25 feindlich gesinnten Beamten kein Gehör. Er benahm sich wie ein ungebildeter Barbar auch gegen andere treue Katholiken und ließ Gregor durch eine 376 in Nyssa selbst abgehaltene Synode „arianischer oder hoffrommer Bischöfe“ (Bardenhewer) absetzen und verbannen (vgl. M. 32, 885. Ep. 237). Erst nach dem Tode des Kaisers Valens 378 konnte Gregor auf seinen Bischofssitz zurückkehren. Den Jubel des Volkes, das treu geblieben war und die Rückkehr seines Hirten mit außerordentlichen Ehrenbezeugungen feierte, hat er selbst in behaglicher Breite beschrieben (M. 46, 1033. Ep. 6) .
Der große Basilius war nach neun Jahren großartigen Wirkens aus dem an Mühen und Kämpfen, seelischen und körperlichen Leiden überreichen Leben geschieden. Der Bruder Gregor hielt ihm in Cäsarea eine großartige Leichenrede (M. 46, 788―817). Mit der reichen Fülle des Stoffes paart sich die Kunst antiker Beredsamkeit. Das warme Empfinden der Liebe und Trauer, die aufrichtige Bewunderung für den unvergleichlichen Toten spricht aus dem Ganzen. Doch bekennt der Redner sein Unvermögen. „Es wäre wohl besser, durch Schweigen den Eindruck des Wunderbaren in unsern Herzen zu erhöhen, als durch Reden das Lob zu vermindern“ (a. a. O. 813 C.). Für den überlebenden Bruder öffnete sich nachher ein ausgedehnteres Feld oberhirtlicher Tätigkeit. Im September oder Oktober 379 beteiligte er sich an der großen Synode zu Antiochien, wie wir aus seiner Vita Macrinae erfahren (M. 46, 973). Es mag sein, daß er von der Synode den Auftrag bekam, in der Diözese Pontus etwas Ordnung zu schaffen. Gregor hatte sich nämlich kaum von dem Schmerz über den Tod seiner Schwester Makrina erholt, als er in verschiedene äußere Schwierigkeiten verwickelt wurde (M. 46, 1076. Ep. 19). Die seinem Bistum benachbarten Galater suchten unter den Nyssenern den Samen der Häresie auszustreuen und er konnte sich ihrer nur mit Mühe erwehren. Das Städtchen Ibora, das, an der Grenze von Pontus gelegen, von alters her treu zum orthodoxen Glauben gehalten, hatte seinen Bischof durch den Tod verloren und war in Gefahr, von den Häretikern unterdrückt zu S. 26 werden. Die Gemeinde schickte an Gregor eine Gesandtschaft mit dringenden Bitten, ihr zu Hilfe zu kommen. Er ließ sich darauf ein und trug Sorge für ihre Sicherheit. Aber sofort geriet er in [eine] neue peinliche Lage. Nicht ohne einen Anflug von Humor beschreibt er, wie es ihm in der gerade verwaisten Bischofsstadt Sebaste in Armenien ergangen. Wie von Ibora waren auch von Sebaste Abgeordnete der katholischen Gemeinde gekommen und baten ihn unter Tränen, zu ihnen zu reisen, damit er an der Wahl eines neuen Bischofs Anteil nehme und den Umtrieben der Häretiker entgegentrete. Als nun das Wahlgeschäft begann und ihm von den Bischöfen die Entgegennahme der Suffragien übertragen worden war, sah er mit Schrecken die Stimmen der Wähler auf seinen eigenen Namen vereinigt. Entschieden weigerte er sich, die Wahl anzunehmen und setzte den vereinigten Bemühungen des Klerus und der weltlichen Behörden beharrlichen Widerstand entgegen18. Schließlich unterzog er sich vorläufig dem schwierigen Auftrag, die Kirche von Sebaste zu leiten, bis eine originell gehaltene Bitte „an die Bischöfe“ ihn aus der Klemme befreite (M. 46, 1088. Ep. 22). In der Charakterisierung der Einwohner von Sebaste trägt er die düstersten Farben auf. Diese Menschen sind seit alters her zum großen Teil unverbesserliche Häretiker, verschlagen und hinterlistig, verlogen, gewalttätig, verwegen. Der schlimmste Gauner hat die meiste Aussicht auf Ehre und Bedeutung. Dazu haben sie eine ganz barbarische Sprache und eine rauhe, Tierlauten gleiche Stimme. Das Hyberbolische der Schilderung kommt ergötzlich zum Ausdruck, wenn Gregorius sagt, Archimedes und Sisyphus seien gegen die Sebastener und ihre Pfiffigkeit wahre Stümper und die Scheusale der Fabel, ein Kerkyon und Skiron, könnten es mit ihnen nicht aufnehmen. Nach etwa zwei Monaten wurde S. 27 er denn auch aus „der babylonischen Gefangenschaft“ erlöst und freute sich, wie ein zweiter Jonas, aus dem Bauche des Seeungeheuers befreit, zu seiner Hütte (im Schatten der Kürbisstaude) zurückkehren zu dürfen (Jon. 4, 5) .
Ruhmvolles Hervortreten Gregors fällt in das Jahr 381. In Konstantinopel tagte das zweite ökumenische Konzil, auf dem der Bischof des kleinen Nyssa als „autoritativer Theologe“ (Bardenhewer) die Sache des wahren Glaubens vertrat. Meines Erachtens ist dieseSynode gemeint, wenn Gregor in der dunklen Stelle eines seiner Briefe (M. 46, 1013. Ep. 2) von dem Auftrag einer Synode spricht, in der Kirche von Arabien nach dem Rechten zu sehen19. Die Situation, die sich aus dem Zusammenhang ergibt, ist diese. Gregor hat in dem bezeichneten Briefe vor dem (vielen) Wallfahren nach Jerusalem gewarnt, weil mancherlei Unzuträglichkeiten, besonders für Frauen, damit verbunden sind. Nun könnte man ihm entgegenhalten, daß er doch selber nach Jerusalem gegangen sei. Er rechtfertigt sich damit, daß er wegen der Synode in die Notwendigkeit versetzt worden sei, nach Arabien zu reisen, so daß er in das nahe Palästina sehr leicht mit kaiserlicher Post gelangen konnte, um mit dem Bischof von Jerusalem sich zu besprechen. Die Schwierigkeit der Stelle liegt darin, daß ein Wort, etwa ὁρισάσης [horisasēs] (sc. τῆς συνόδου) [tēs synodou], vermißt wird und das διορθώσεως ἕνεκεν [diorthōseōs heneken] zu unbestimmt bleibt. Diekamp denkt an einen Auftrag, einer Synode in Arabien beizuwohnen. Dieser Annahme steht aber m. E. der eingeschobene Zwischensatz entgegen: „in welcher (Zwangslage) zu leben ich von dem geheißen wurde, der über unser Leben waltet.“ Wenn es sich nur um die vorübergehende Teilnahme an einer Synode handelte, würde der Autor schwerlich gesagt haben, daß er nach Gottes Fügung in solchem Zwange leben müsse. Nehmen wir dagegen an, der Auftrag beziehe sich auf eine andauernde S. 28 Notwendigkeit, wie sie bei der Ordnung der Verhältnisse bzw. einer Visitation Arabiens wohl verständlich ist, so schwindet die Schwierigkeit. Außerdem fällt für diese Deutung ins Gewicht, was Diekamp selber (S. 395) bemerkt. Im Juli des Jahres 381 wurde Gregor durch kaiserlichen Erlaß staatlicherseits autorisiert, in dem Obermetropolitanbezirk Pontus neben Helladius von Cäsarea und Otreius von Melitine maßgebend über die Orthodoxie der Bischöfe (in Pontus) zu richten. Das Edikt wird mit Recht als staatliche Sanktionierung eines Synodalbeschlusses des schon erwähnten Konzils von Konstantinopel (381) betrachtet. Wenn sich so für Gregorius eine Visitation an die andere reihte, so versteht man um so leichter seine nahezu klagend lautende Bemerkung über die Notwendigkeit, die auf seinem Leben laste20.
Nachdem Gregor einmal in Konstantinopel am kaiserlichen Hofe bekannt geworden war und man seine Beredsamkeit schätzen gelernt hatte, wurde er 385 (oder 386) und bald darauf wieder herbeigerufen, um das erstemal auf die Prinzessin Pulcheria, das zweitemal auf ihre Mutter, die Kaiserin Flaccilla, die feierliche Trauerrede zu halten (M. 46, 863―877; 877―892). Eine letzte Erwähnung geschieht seiner auf der Synode von Konstantinopel 394. Vermutlich ist dieses Jahr auch sein Todesjahr.
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Die Übersetzung des Schriftchens von Dr. Eugen Stolz s. unten. Weiteres in dem „Gespräch mit Makrina über Tod und Auferstehung.“ ↩
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Die Widmung des Werkes ist an Petrus, den jüngsten der Brüder, gerichtet, der sich mit Gregor des Umgangs mit Basilius erfreut hatte. ↩
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In der 3. Rede auf die „Vierzig Märtyrer“, M. 46, 776, nennt Gregor seinen Bruder das „Wunder der ganzen Welt“, die „Norm christlicher und heidnischer Wissenschaft“, die „verkörperte Philosophie etc.“ ↩
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Plat. Phaidr. 245 C. παῦλαν...κινήσεως [paulan...kinēseōs]. Die Lesart παῦσav bei Migne ist nicht griechisch sondern latinisiert (pausa). Indessen steht bei Arist. Polit. 7, 16 παῦλα τεκνοποιΐας [paula teknopoiias], was mit παῦλα γεννήσεως [paula gennēseōs] sinnverwandt ist. ↩
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Plat. Kratylus 396 B. (οὐρανός [ouranos] wird zerlegt in ὁρῶσα τὰ ἄνω [horōsa ta anō] sc. ὄψις θεοῦ [opsis theou]). ↩
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Gregor von Nazianz spielt auf einen Vers des Euripides (Jokastes Vorwurf gegen Eteokles) an δαιμόνων κακίστην [daimonōn kakistēn] sc. πλεονεξίαν [pleonexian] wofür der Nazianzener φιλοτιμίαν [philotimian] einsetzt. ↩
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Vgl. M. 37, 321 Anm.: Von neuern Patrologen sei wenigstens Rupp, der Verfasser einer Monographie Gregors, genannt. ↩
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- Νυνὶ δὲ τρόπον τινὰ ματαία καὶ ἀνόητος ἡ γνῶσις ἐμοὶ τῶν τῆς παρθενίας καλῶν*. [Nyni de tropon tina mataia kai anoētos hē gnōsis emoi tōn tēs parthenias kalōn].
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Sie war ὄντως ἱερὰ καὶ ἱερέως σύζυγος . . . ὁμότιμος . . . τῶν μεγάλων μυστηρίων ἀξία [ontōs hiera kai hiereōs syzygos... homotimos... tōn megalōn mystēriōn axia]. ↩
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- διὰ τὴν ἐν πᾶσι φιλοσοφίαν* [dia tēn en pasi philosophian].
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Vgl. „Aszese und Mystik" II (1927) 334 f. ↩
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Über das innere Leben in der Klostergemeinde gibt Basilius selbst einen lehrreichen Aufschluß in der Antwort auf die von Gregor von Nazianz gestellte Frage (M. 32, 224. Ep. 2). ↩
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Basilius gesteht bezüglich der Einsetzung Gregors: κατὰ πᾶσαν ἀνάγκην ἐκβιασθείς [kata pasan anangkēn ekbiastheis] (M. 32, 840. Ep. 225). ↩
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Der Brief ist an Eusebius von Samosata gerichtet, einen bischöflichen, treuergebenen Freund, den Basilius mit seinen Sorgen vertraut macht und zur Mithilfe einladet. ↩
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- οὐδένα τρόπον ἐπιβουλεύων ἡμῖν ἀφίησεν* [oudena tropon epibouleuōn hēmin aphiēsen].
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Vgl. die ernste Sprache ταῦτα τῆς σῆς ἁπλότητος καθαπτόμενος ἔγραψα, ἥν οὐδ’ ἄλλως πρέπουσαν Χριστιανοῖς τῷ παρόντι καιρῷ ὁρῶ μὴ ἁρμόζουσαν . . . ἀναξιόπιστος εἶ τῶν τοιούτων διάκονος [tauta tēs sēs haplotētos kathaptomenos engrapsa, hēn oud’ allōs prepousan Christianois tō paronti kairō horō mē harmozousan . . . anaxiopistos ei tōn toioutōn diakonos]. ↩
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Mit zitternder Hand sind die Worte geschrieben: Wenn wir irgendwie fehlen, so werden wir uns belehren lassen und uns bessern .... Wenn wir aber nicht im Unrecht sind, weshalb haßt man uns? ↩
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Diekamp, der bestunterrichtete Forscher im Schrifttum des Nysseners, hat das Verdienst, den interessanten diesbezüglichen 22. Brief bekannt gemacht zu haben (Theol. Quartalschr. 90 (1908) S. 384 ff.). Mit Recht folgert er, daß Gregor tatsächlich die erwähnte Episode in Sebaste erlebt habe. Er geht auch auf eine befriedigende Lösung der Schwierigkeiten ein, die sich vom kirchenrechtlichen Standpunkt ergeben. ↩
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Die Textworte lauten: ἐμοὶ δὲ διὰ τὴν ἀνάγκην ταύτην ἐν ᾗ ζῆν ἐτάχθην παρὰ τοῦ οἰκονομοῦντος ἡμῶν τὴν ζωήν, ἐγένετο τῆς ἁγίας συνόδου διορθώσεως ἕνεκεν τῆς κατὰ τὴν Ἀραβίαν Ἐκκλησίας μέχρι τῶν τόπων γενέσθαι [emoi de dia tēn anangkēn tautēn en hē zēn etachthēn para tou oikonomountos hēmōn tēn zōēn, egeneto tēs hagias synodou diorthōseōs heneken tēs kata tēn Arabian Ekklēsias mechri tōn topōn genesthai]. ↩
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Auch Greg. v. Naz. Ep. 72 (M. 37, 156) gibt Licht für die vorliegende Frage. ↩