137.
1. Meine Brüder! Sprechet doch nichts Sündhaftes wider Jesus, den Gekreuzigten! Spottet nicht über seine Striemen1, durch welche alle geheilt werden können, und durch welche wir geheilt worden sind! Es wäre gut, wenn ihr den Worten der Schrift) folgen und eure Hartherzigkeit beschneiden würdet, was euch aber euer Eigensinn verbietet; denn die Beschneidung war, wie die unwiderlegliche Lehre (der Schrift) dartut, als Zeichen2 gegeben worden, nicht jedoch als Werk der Gerechtigkeit. 2. Stimmt also nicht ein in die Schmährede gegen den Sohn Gottes! Folget niemals den Pharisäern als Lehrern und verspottet niemals den König Israels! Denn hierin unterrichten euch eure Synagogenvorsteher nach dem Gebete3. Wenn es nämlich von denen, die nicht in Gottes Wohlgefallen stehen, heißt4, wer sie antaste, taste den Augapfel Gottes an, dann wird dies noch viel mehr von S. 224 dem gelten, welcher sich an dem Geliebten5 vergreift. Daß aber Jesus der Geliebte ist, ist hinreichend bewiesen.“
3. Da die Zuhörer schwiegen, sagte ich: „Meine Freunde! Ich zitierte soeben wiederum die Schrift nach der Übersetzung der Septuaginta; wenn ich nämlich an frühere Stellen6 sie nach eurer Lesart erwähnt hatte, habe ich eure Anschauung kennen lernen wollen. Ich zitierte7 die Schriftworte: ‚Wehe ihnen! Denn einen schlimmen Plan haben sie wider sich gefaßt, da sie sagten’ und fuhr dann der Septuaginta folgend fort: ‚Laßt uns beseitigen den Gerechten, denn er ist uns lästig!’ Dagegen hatte ich mich zu Beginn der Unterredung auch eurer Lesart bedient: ‚Lasset uns fesseln den Gerechten, denn er ist uns lästig!’8
4. Doch ihr seid nicht bei der Sache gewesen und habt, wie mir scheint, nicht aufmerksam auf meine Worte gehört.
Da aber nunmehr der Tag wiederum sich neigt, die Sonne bereits am Untergehen ist, will ich zum Schlusse nur noch eines erwähnen. Zwar hab ich schon im Vorhergehenden davon gesprochen, allein es scheint mir gut wiederholt werden zu können.
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Vgl. Is. 53, 5. ↩
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Vgl. Dial. 16, 2; 28, 4. ↩
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Vgl. ebd. 16,4 – Die Verspottung Christi „nach dem Gebete“ ist eine singuläre Angabe Justins. ↩
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Zach. 2, 8. ↩
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Vgl. Eph. 1, 6. ↩
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Dial. 17, 2; 133, 2. ↩
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Ebd. 136, 2. ↩
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In den uns bekannten Septuaginta-Handschriften heißt es Is. 3,10: δήσωμεν τὸν δίκαιον. Allerdings findet sich bei zahlreichen Kirchenvätern auch die Lesart: ἄρωμεν τὸν δίκαιον. ↩