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Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)
32.
(1) [Wir aber lehnen, da für uns kein Verlangen nach eitlem Ruhme maßgebend ist, ein kunterbuntes Vielerlei von Hypothesen ab1. Geschieden von der gemeinen, irdischen Lehre, gehorsam den Vorschriften Gottes und dem Gesetze des Vaters der Unvergänglichkeit folgend verwerfen wir alles, was bloß auf menschlicher Meinung beruht. (2) Es philosophieren bei uns nicht nur die Reichen, sondern auch die Armen genießen umsonst den Unterricht; denn was von Gott kommt, ist zu erhaben, als daß es durch eine irdische Gabe vergolten werden könnte. (3) Alle, die hören wollen, lassen wir also zu, selbst alte Weiblein und unreife Knaben, mit einem Wort: jegliches Alter kommt bei uns zu Ehren, nur alles, was unzüchtig ist, halten wir uns fern2 und wir lügen nicht bei unseren Erklärungen, schön aber wäre es, wenn euere S. 246 Beharrlichkeit im Unglauben ein Ende nähme - wenn nicht3, nun, so mögen unsere Lehren durch Gottes Zustimmung Kraft erhalten, ihr aber lacht nur, ihr werdet schon noch weinen müssen4! (4) Ist es denn nicht abgeschmackt, eueren Nestor, der ob seiner Altersschwäche und Steifheit den Pferden nur langsam die Stränge abschneiden konnte5, deshalb zu bewundern, weil er es im Kampfe den Jünglingen gleichtun wollte, dagegen die Menschen, die bei uns mit dem Alter ringen und sich mit göttlichen Dingen beschäftigen, zu verlachen? (5) Wer sollte nicht lachen, wenn ihr erzählt, daß die Amazonen und Semiramis und andere Weiber streitbar gewesen seien, dabei aber unsere Jungfrauen verhöhnt? (6) Ein grüner Junge war Achilles und doch ist man überzeugt, daß er besonders „edelsinnig“ war; noch jünger war Neoptolemos, aber trotzdem „großartig“. Philoktetes war ein armer Kerl, dennoch bedurfte die „Gottheit“ seiner gegen Troja. Was für ein Mensch war Thersites? Aber er zog ins Feld und wäre er nicht in seinem Unverstande ein so maßloser Schwätzer gewesen, so hätte ihn niemand einen Spitz und Kahlkopf gescholten6. (7) Alle Menschen, die sich für Weltweisheit interessieren, nehmen teil an unseren Versammlungen, da wir7 nicht ihr Aussehen prüfen noch diejenigen, die zu uns kommen, nach ihrem Auftreten beurteilen. Denn Stärke der Gesinnung, meinen wir, kann in jedermann wohnen, mag er auch schwach am Leibe sein. Bei euch dagegen ist alles voll Mißgunst und vielfältiger Torheit!]
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Vgl. Kap. XXVII 7-9. ↩
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Im Zusammenhang mit Kap. XXXIII 1 f. und 6; XXXIV 1 und 7 (vgl. XXV 7) beweist diese Stelle, daß die Absicht des sog. „Künstlerkatalogs“ hauptsächlich auf eine Widerlegung des Vorwurfs ödipodischer und thyesteischer Versündigungen gerichtet ist; vgl. Athenagoras 3: Τρία ἐπιφημίζουσιν ἡμῖν ἐγκλήματα, ἀθεότητα, Θυέστεια 2 δεῖπνα, Οἰδιποδείους μίξεις, ferner Justin. apol. I 21,; Theophil. I 13,2 u.a. ↩
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Lies εἰ δ’ οὐ, s. TsgA. S. 10. ↩
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Luc. 6,25, vgl. Kap XVII 2. ↩
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Hom. Il. VIII 87 ff. ↩
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Hom. Il. II 212 und 219; vgl. Kap. XXVII 6. ↩
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*Lies: … φιλοσοφεῖν (πάρεισι) παρ’ ἡμῖν ἄνθρωποι (οἳ) οὐ …, s. TsgA S. 36, dagegen Puech, Recherches S. 149, Anm. 5. ↩
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Address of Tatian to the Greeks
Chapter XXXII.--The Doctrine of the Christians, is Opposed to Dissensions, and Fitted for All.
But with us there is no desire of vainglory, nor do we indulge in a variety of opinions. For having renounced the popular and earthly, and obeying the commands of God, and following the law of the Father of immortality, we reject everything which rests upon human opinion. Not only do the rich among us pursue our philosophy, but the poor enjoy instruction gratuitously; 1 for the things which come from God surpass the requital of worldly gifts. Thus we admit all who desire to hear, even old women and striplings; and, in short, persons of every age are treated by us with respect, but every kind of licentiousness is kept at a distance. And in speaking we do not utter falsehood. It would be an excellent thing if your continuance in unbelief should receive a check; but, however that may be, let our cause remain confirmed by the judgment pronounced by God. Laugh, if you please; but you will have to weep hereafter. Is it not absurd that Nestor, 2 who was slow at cutting his horses' reins owing to his weak and sluggish old age, is, according to you, to be admired for attempting to rival the young men in fighting, while you deride those among us who struggle against old age and occupy themselves with the things pertaining to God? Who would not laugh when you tell us that the Amazons, and Semiramis, and certain other warlike women existed, while you cast reproaches on our maidens? Achilles was a youth, yet is believed to have been very magnanimous; and Neoptolemus was younger, but strong; Philoctetes was weak, but the divinity had need of him against Troy. What sort of man was Thersites? yet he held a command in the army, and, if he had not through doltishness had such an unbridled tongue, he would not have been reproached for being peak-headed and bald. As for those who wish to learn our philosophy, we do not test them by their looks, nor do we judge of those who come to us by their outward appearance; for we argue that there may be strength of mind in all, though they may be weak in body. But your proceedings are full of envy and abundant stupidity.