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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Clément d'Alexandrie (150-215) Protrepticus
10. Kapitel

89.

1. Aber, sagt ihr, es ist nicht vernünftig, eine uns von den Vätern überlieferte Sitte umzustoßen. Ja, warum verwenden wir dann nicht auch unsere erste Nahrung, die Milch, an die uns doch unsere Ammen nach unserer Geburt gewöhnten? Warum vermehren oder vermindern wir das väterliche Vermögen und erhalten es nicht in der gleichen Größe, wie wir es überkommen haben?1 Warum lassen wir nicht mehr aus unserem Mund Speichel auf die Brust unserer Väter herablaufen oder vollführen auch sonst noch all das, worüber man lachte, als wir noch kleine Kinder waren und unter der Leitung unserer Mütter aufgezogen wurden, sondern haben uns selbst, auch wenn wir keine guten Erzieher bekamen, zum Bessern verändert?

2. Wenn ferner bei Seefahrten das S. 166 Abgehen von dem gewöhnlichen Weg, obwohl es Schaden bringen kann und gefährlich ist, doch eine gewisse Freude macht, sollten wir da auf unserer Lebensfahrt nicht das schlechte, an üblen Leidenschaften reiche und gottlose Herkommen, mögen auch unsere Väter darüber zürnen, verlassen und uns der Wahrheit zuwenden und den zu finden suchen, der unser wahrer Vater ist, indem wir die Gewohnheit wie ein tödliches Gift von uns wegstoßen?

3. Denn das ist sicher die schönste Aufgabe, die wir übernommen haben, euch zu zeigen, daß die Frömmigkeit nur infolge von Wahnsinn und diesem dreimal unseligen Herkommen gehaßt wurde; denn ein solches Gut, das größte, das von Gott dem Menschengeschlecht je geschenkt worden ist,2 wäre nie gehaßt oder zurückgewiesen worden, wenn ihr nicht, von dem Herkommen mit fortgerissen, dann jedoch eure Ohren gegen uns verstopfend, wie störrige Pferde die Zügel abwerfend und auf die Stange beißend,3 vor unseren Lehren geflohen wäret. Euer Bestreben war, uns, die wir euch in eurem Leben lenken wollten, von euch abzuschütteln; in eurem Unverstand aber stürmtet ihr los auf den jähen Abgrund des Verderbens und hieltet das heilige Wort Gottes für fluchbeladen.


  1. Vgl. Platon, Staat I p. 330 A. ↩

  2. Als ein solches Gut bezeichnet Platon, Timaios p. 47 B, die Philosophie. ↩

  3. Vgl. Platon, Phaidros p. 254 D. ↩

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