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1. Warum nun, ihr Menschen, die ihr die übrigen Lebewesen so sehr an Weisheit überragt, fliehen wir vor den wilden Tieren und weichen einem Bären oder Löwen aus, wenn wir ihm irgendwo begegnen, „Wie da ein Mann bei der Schlang' Anblick auffahrend zurückspringt In des Gebirgs Waldschluchten und Schreck durchzuckt ihm die Glieder, Flugs nun weicht er zurück“;1 vor den Dämonen aber weicht ihr nicht aus und flieht nicht, obwohl ihr erfahren habt und wißt, daß sie Unheil und Schaden bringen, den Menschen auflauern, sie hassen und verderben?
2. Welches wahre Wort könnten die Argen auch sagen, wem könnten sie nützen? An einem Beispiel kann ich dir sogleich zeigen, daß besser als diese eure Götter, die Dämonen, der Mensch ist, besser als der Sehergott Apollon, Kyros und Solon.2
3. Ein S. 116 Freund von Geschenken war euer Phoibos, aber nicht ein Freund von Menschen. Er verriet seinen Freund Kroisos, und ohne des empfangenen Lohns zu gedenken [so wenig Ehrgefühl besaß er], brachte er ihn auf dem Weg über den Halys auf den Scheiterhaufen. So führt die Liebe der Dämonen ins Feuer.
4. Aber du, o Mensch, der du mehr als Apollon die Menschen liebst und wahrhaftiger bist als er, habe Mitleid mit dem, der auf dem Scheiterhaufen gefesselt ist! Und du, Solon, prophezeie die Wahrheit! Und du, Kyros, gib den Befehl, den Scheiterhaufen zu löschen. Werde wenigstens zum Schluß vernünftig, Kroisos, und lasse durch das Leid dich deines Irrtums belehren! Undankbar ist der, den du anbetest; er läßt sich von dir Geschenke geben; und wenn er das Gold erhalten hat, betrügt er dich wieder. „Schau aufs Ende!“,3 sagt zu dir nicht die Gottheit, sondern der Mensch. Nicht zweideutige Orakel gibt dir Solon. Diesen Orakelspruch allein wirst du, Barbar, als wahr erfinden, diesen wirst du auf dem Scheiterhaufen erproben.