44.
1. Daher muß ich mich wundern, von welchen Vorstellungen verführt diejenigen, die zuerst dem Irrtum verfielen, den Menschen den Götzendienst verkündigten und sie durch Gesetze zwangen, verderbliche Dämonen zu verehren, mag es nun jener Phoroneus1 gewesen sein oder Merops2 oder irgendein anderer, die ihnen Tempel und Altäre erbauten und der Sage nach auch zuerst Opfer einführten.3
2. Denn ohne Zweifel erfanden sich die Menschen auch in späteren Zeiten Götter zur Verehrung. So verehrte z. B. den Eros hier, der zu den ältesten Göttern gerechnet wird,4 früher niemand, bevor sich Charmos einen Knaben wählte und in der Akademie einen Altar errichtete5 als Zeichen des Dankes dafür, S. 117 daß seine Begierde Befriedigung gefunden hatte. Und die krankhafte Zügellosigkeit haben sie Eros genannt und die zuchtlose Begierde zur Gottheit gemacht.
3. Und die Athener haben auch nicht gewußt, wer Pan war, bevor Philippides es ihnen sagte.6 Natürlich ist die Dämonenfurcht, nachdem sie einmal irgendwo ihren Ursprung genommen hatte, eine Quelle unvernünftiger Schlechtigkeit geworden. Da sie dann nicht eingeschränkt wurde, sondern zunahm und sich nach allen Seiten ausbreitete, wird sie Schöpferin vieler Dämonen, opfert Hekatomben, feiert Feste, stellt Götterbilder auf, erbaut Tempel,
4.7 die zwar – denn auch das will ich nicht verschweigen, sondern auch ihr wahres Wesen aufdecken – den schönen Namen Tempel tragen, in Wirklichkeit aber Gräber sind [d. h. Gräber, die Tempel heißen]. Ihr aber gebt, wenn auch jetzt erst, eure Dämonenfurcht auf und schämt euch, Gräber zu verehren!
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Sohn des Inachos, als erster Mensch in Argos und Kulturbegründer bei Paus. II 15, 5 erwähnt. ↩
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Vielleicht ist der sagenhafte König der Insel Kos gemeint. ↩
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Vgl. Arnob. Adv. nat. VI 3. ↩
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Vgl. Platon, Symp. p. 178 BC. ↩
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Vgl. Paus. I 30, 1; Athen. XIII p. 609 D; Anthol. App. S. 117 302. – Der geliebte Knabe war Hippias, der Sohn des Peisistratos. ↩
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Vgl. Herodot VI 105 [wo der nach Sparta gesandte Läufer Pheidippides heißt]; Paus. I 28, 4. – Das Folgende bis 45, 5 ist von Euseb. Praep. Evang. II 6, 1–7 angeführt. ↩
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44, 4–45, 4 von Kyrill von Alex., Geg. Julian X p. 342 Aubert angeführt; vgl. auch Arnob. Adv. nat. VI 6. ↩