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Œuvres Origène († 253/54) De oratione Vom Gebet (BKV)
Zweiter Teil: Über das Vaterunser
XXIV

2.

„Name“ ist also eine zusammenfassende Benennung, die die eigenartige Beschaffenheit dessen andeutet, der den Namen trägt. So gibt es z.B. eine gewisse eigenartige Beschaffenheit des Apostels Paulus, teils seiner Seele, nach welcher sie so und so beschaffen ist, teils seines Geistes, nach welcher dieser solche oder solche Betrachtungen anstellt, teils eine gewisse Beschaffenheit seines Leibes, nach welcher dieser von der und der Art ist. Das Eigenartige und einem andern gegenüber Selbständige dieser Beschaffenheiten - denn einen andern, mit Paulus vollkommen übereinstimmenden Menschen gibt es unter den Seienden nicht - wird also durch die Benennung „Paulus“ deutlich gemacht. Aber wenn bei Menschen gleichsam die individuellen Eigenschaften sich wandeln, so wandeln sich vernünftigerweise nach der Schrift bei ihnen auch die Namen; denn als die Beschaffenheit des „Abram“ sich änderte, wurde er „Abraham“ genannt1, desgleichen bei „Simon“, der den Namen „Petrus“ erhielt2, und bei dem Verfolger Jesu, „Saul“, der „Paulus“ angeredet wurde3. Bei Gott aber, der selbst unwandelbar ist und immer unveränderlich bleibt, ist der gleichsam auch ihm beigelegte Name immer nur einer: „[der] Seiende“, so im S. 83 Exodus4 genannt, oder vielleicht in ähnlicher Weise5 zu benennen. Da wir nun alle von Gott irgendeine Auffassung haben, indem wir über ihn denken, was es auch immer sein mag, nicht alle aber das (bedenken) , was er ist - denn nur wenige und, wenn man so sagen darf, noch weniger als die wenigen sind es, die seine allseitige Heiligkeit erfassen -: so werden wir mit Recht belehrt, dass unsere Auffassung von Gott heilig sein [muß6], damit wir seine „Heiligkeit7“ sehen können, wie er erschafft und vorsorgt und richtet und auserwählt und verläßt und annimmt und verstößt und einen jeden nach seiner Würdigkeit teils durch Ehrenlohn auszeichnet, teils bestraft.


  1. Vgl. Gen. 17,5. ↩

  2. Vgl. Mark. 3,16; Joh. 1,42. ↩

  3. Apg. 9,4f.; 13,9. ↩

  4. Vgl. Exod. 3,14. ↩

  5. Or. II 354,10 schreibe ich: ἤ τοιούτως ἅν λεχθησόμενον. ↩

  6. Icg füge Or. II 354,15 ⟨δεῖν⟩ hinter ⟨ἁγίαν⟩ ein. ↩

  7. Vgl. Hebr. 12,10. ↩

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