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Œuvres Origène († 253/54) De oratione Vom Gebet (BKV)
Erster Teil: Vom Gebet im allgemeinen
IX

2.

Der Prophet David aber sagt, dass der Fromme beim Beten auch vieles andere (Gute) habe. Dies ist passend hier anzuführen, damit uns der gewaltige Nutzen klar werde, den, schon an sich betrachtet, die Haltung und Vorbereitung zum Beten dem einbringt, der sich Gott geweiht hat. David sagt also: „Zu dir habe ich meine Augen erhoben, der du in dem Himmel wohnst1“, und „Zu dir habe ich meine Seele erhoben, mein Gott.2“ Denn wenn die „Augen“ des Geistes sich „erheben“, sich von dem Verkehr mit dem Irdischen und der Durchdringung mit allzu weltlichen Vorstellungen entfernen und sich so weit nach oben richten, dass sie sogar über die Schöpfung hinwegsehen und sich einzig darum bemühen, Gott zu betrachten und mit ihm, dem Hörenden, würdig und geziemend Gemeinschaft zu pflegen: wie sollte daraus nicht schon der größte Nutzen für diese selbst erwachsen, [die ihre] „Augen [emporheben“]3, „die mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie im Spiegel schauen“ und S. 36 „in dieses selbe Bild verwandelt werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit4“? Denn sie nehmen dann teil an einem gewissen geistigen Ausfluß von göttlicher Art, was aus dieser Stelle klar wird: „Es zeigte sich über uns das Licht deines Antlitzes, Herr.5“ Wenn aber die Seele sich emporhebt, dem Geiste folgt und sich vom Körper trennt, und nicht nur dem Geiste folgt, sondern auch in ihm weilt, was aus dieser Stelle erhellt: „Zu dir habe ich meine Seele erhoben6“, wie sollte sie da nicht bereits ihr Wesen als Seele ablegen und geistig werden7?


  1. Ps. 122,1. ↩

  2. Ps. 24, 1.2. ↩

  3. Die fehlerhaft überlieferte Stelle Or. II 318,31f. verbessere ich so: αὐτοὺς τοὺς ⟨ἐπαιροντας ⟩ τοὺς ὀφθαλμοὺς, der Ausfall der beiden Worte ist wegen des Homoioteleuton leicht erklärlich. ↩

  4. Vgl. 2 Kor. 3,18. ↩

  5. ps. 4,7 ↩

  6. Ps. 24,1. ↩

  7. Origenes unterscheidet also zwar den Leib (σῶμα), Seele (ψυχὴ) und Geist (πνεῦμα), hält aber eine Verschmelzung von Seele und Geist für möglich. ↩

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