1.
„Unser Vater, der du bist in den Himmeln1.“ Es wäre der Mühe wert, das sogenannte Alte Testament sorgfältiger daraufhin zu betrachten, ob sich wohl in ihm irgendwo ein Gebet finden läßt, in dem der Betende Gott als „Vater“ bezeichnet; denn für jetzt haben wir nach Kräften danach gesucht, aber keines gefunden. Allerdings behaupten wir nicht, dass Gott (dort überhaupt) nicht „Vater“ genannt werde, oder dass diejenigen, welche für Gott-Gläubige gelten, nicht „Söhne Gottes“ genannt worden seien, sondern dass wir die von dem Heiland verkündete Freiheit, Gott „Vater“ zu nennen, in einem Gebete (dort) noch nicht gefunden haben. Dass aber Gott „Vater“, und „Söhne“ die genannt werden, die dem Worte Gottes anhangen, das kann man häufig sehen, wie z.B. auch im Deuteronomium: „Gott, deinen Erzeuger, ließest du im Stich und vergaßest Gott, der dich ernährt2“; und anderswo: „Hat nicht eben dieser, dein Vater, dich erworben und dich geschaffen und dir Dasein verliehen3?“, und weiter: „Söhne, denen keine Treue innewohnt4“; und bei Jesaja: „Söhne habe ich gezeugt und erhöht, sie aber haben mich verworfen5“; und bei Maleachi; „Ein Sohn soll seinen Vater ehren und ein Sklave seinen S. 73 Herrn. Und wenn ich Vater bin, wo ist denn meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist denn die Furcht vor mir6?“