24. Jesus Christus der Herr ist erschienen, um die Sünder durch Buße zu retten.
Das Gesagte beachtet, ihr Laien, damit Niemand unter euch die Gesinnung Amons zur seinigen mache und so mit ihm schnell zu Grunde gehe. Gleicher Weise soll der Bischof, so viel er kann, dafür sorgen, daß Diejenigen, welche nicht gesündigt haben, ohne Sünde bleiben, und die von Sünden Bekehrten soll er als geheilt wieder aufnehmen. Wenn er aber den Büßer hartherziger Weise nicht aufnehmen sollte, so wird er gegen den Herrn, seinen Gott, sündigen und sich selbst verurtheilen über der Gerechtigkeit S. 63 des Bekehrten, da er Dem die Aufnahme verweigert, welchen Gott durch Christum aufgenommen hat, und um dessen willen er seinen Sohn als Mensch auf die Erde zu den Menschen sandte, um dessen willen es ihm gefiel, den Schöpfer des Mannes und Weibes selbst vom Weibe abstammen zu lassen, um dessen willen er des Kreuzes und Todes und des Begräbnisses nicht achtete und zuließ, daß Derjenige leide, welcher seiner Natur nach dem Leiden nicht zugänglich — sein geliebter Sohn, das Wort Gottes, der Engel seines großen Rathes,1 war, daß er die dem Tode Verfallenen dem Tode entreisse. Diesen Herrn reizen Jene zum Zorn, welche die Büßer nicht aufnehmen; denn dieser schämte sich nicht des Matthäus, der ehevor ein Zöllner war, und den Petrus, der ihn aus Furcht dreimal verläugnet hatte und durch Buße sich mit ihm aussöhnte und bitter weinte, hat er wieder an sich gezogen und zum Hirten seiner Lämmer gemacht. Und auch den Paulus, unsern Mitapostel, der vorher uns viel Schaden zugefügt und den heiligen Namen gelästert hatte, der ein wüthender Verfolger der Kirche gewesen, hat er zum Apostel bestellt und ihn Gefäß der Auserwählung genannt, und zu einem Weibe, die eine Sünderin war, sagte er: „Es werden dir viele Sünden vergeben, weil du viel geliebt hast.”2 Aber auch eine andere Sünderin stellten die Priester ihm vor, und als sie ihm das Urtheil anheimgegeben, gingen sie hinweg; als aber der Herr, der Herzen erforscht, sie gefragt hatte, ob sie von den Ältesten verurtheilt worden, und sie Dieß verneinte, sprach er zu ihr: „Gehe also, auch ich will dich nicht verurtheilen.”3Diesen Heiland und König, diesen unsern Gott und Jesus nehmet euch, o Bischöfe, zum Vorbild; ihm ahmet nach! Seid mild, ruhig, menschenfreundlich, barmherzig, friedfertig, sanftmüthig, lehret, bekehret, nehmet auf und tröstet! Fliehet Streit, Zorn, Schmähsucht, Anmaßung S. 64 und Verachtung des Nebenmenschen; ergebet euch nicht der Trunkenheit. Schwelgerei, Verschwendung, den Vergnügungen und der Prasserei, gebrauchet die Gaben Gottes wie eure eigenen, die ihr als getreue Verwalter aufgestellt seid und darüber Rechenschaft ablegen müsset. Der Bischof führe mäßige Lebensweise und trage eine den Bedürfnissen und der Würde entsprechende Kleidung. Das, was des Herrn ist, soll er als nicht ihm gehörig mit Maß genießen, denn „würdig ist der Arbeiter seines Lohnes.”4 Schwelgerei, Putzsucht, Verschwendung meide er, nur auf das Nothwendige sei sein Begehren gerichtet.