6. Alle heidnischen Bücher muß man meiden.
Von allen Büchern der Heiden enthalte dich; denn was hast du von fremden Reden oder Gesetzen oder falschen Propheten, was doch nur die Leichtsinnigen vom Glauben abführt? Denn was vermissest du im Gesetze Gottes, daß du den Geist zu jenen Fabeln der Heiden hinwendest? Denn wenn du entweder Historisches erforschen willst, so hast du die Bücher der Könige, oder Sophistisches und Poetisches, hast du die Propheten, Job und die Sprüchwörter, in welchen du mehr Verständniß aller Poesie und Sophistik finden wirst, weil es des Herrn, des allein weisen Gottes Stimmen sind; oder verlangst du nach Lyrischem, so hast du die Psalmen, oder nach alten Stammregistern, so hast du die Genesis, oder nach Gesetzen und Verordnungen, so hast du das berühmte Gesetz Gottes des Herrn. Enthalte dich daher standhaft von allen fremden und diabolischen Büchern; überdieß enthalte dich auch bei Lesung des Gesetzes von dem, was später hinzugefügt wurde, und wenn nicht von Allem, doch von Einigem, was auf das Buch Deuteronomium Bezug hat. Lies dies nur der historischen Wissenschaft halber, um es zu wissen und Gott zu loben, daß er dich von so lästigen bindenden Vorschriften befreit hat. Habe doch vor Augen, zu erkennen, was natürliches Gesetz und was spätere im Buche Deuteronomium enthaltene Zugaben seien, die da für jene gemacht wurden, welche in der Wüste sich ein Kalb gefertigt hatten. Denn das Gesetz besteht in Dem, was Gott der Herr gesprochen hat, ehevor das Volk in Götzendienst verfallen und jenes ägyptische Kalb Apis gemacht hatte, d. i. im Dekalog; die Fesseln aber, welche Jenen, nachdem sie gesündigt, aufgelegt wurden, sollst du dir nicht anlegen, denn unser Heiland kam in keiner andern Absicht, als um die Schuldigen vom verhängten Zorne zu befreien, das Gesetz und die Propheten zu erfüllen und jene Fesseln des Buches S. 24 Deuteronomium entweder wegzunehmen oder zu verändern. Denn deßwegen sprach er zu uns die einladenden Worte: „Kommet zu mir, ihr alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euck erquicken.”1 Wenn du also das mit dem Evangelium und den Propheten übereinstimmende Gesetz liesest, sollst du auch die Geschichte der Könige lesen, damit du daraus ersehen kannst, daß alle jene Könige, welche gerecht gewesen sind, durch Gott zu Ehren und Ansehen gelangten und durch ihn die Verheissung des ewigen Lebens erhielten. Jene Könige hingegen, welche durch Hurerei sich von Gott trennten, gingen in ihrem Abfall von Gott durch gerechtes Urtheil des Herrn bald zu Grunde, verloren ihr Leben, und statt Ruhe ward ewige Strafe ihr Loos. Dieses also wenn du liesest, wirst du im Glauben gestärkt und mit Christo, dessen Leib und Glied du bist, aufs Innigste verbunden.
Wenn du aber auf dem Marktplatz spaziren gehst und ein Bad zu nehmen wünschest, so benütze ein Männerbad, damit nicht, während du den Leib unanständig entblößt den Weibern zeigest, oder was den Männern nicht zu sehen geziemt, anschauest, entweder du in die Falle gelockt werdest oder du die auf solche Weise leicht zu fesselnden Weiber verführest. Hüte dich daher vor Diesem, damit deiner Seele keine Schlingen gelegt werden!
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Matth. 11, 28. ↩