57. Der Antichrist ist der ungerechte Richter im Evangelium, die Wittwe ist Jerusalem.
Unter dem ungerechten Richter, der weder Gott fürchtet noch Menschen scheuet, versteht er unzweifelhaft den Antichrist, den Sohn des Teufels und das Rüstzeug des Satans; denn er wird damit zu regieren anfangen, daß er sich wider Gott erhebt, indem er weder wahrhaft Gott fürchtet noch den Sohn Gottes, den Richter über Alles, scheuet. Mit der Wittwe aber in der Stadt bezeichnet er Jerusalem, welches in der That eine Wittwe ist, verlassen von Gott, dem himmlischen Bräutigam. Diesen nennt es seinen Widersacher und nicht seinen Erlöser, indem es nicht versteht, S. 53 was von dem Propheten Jeremias gesagt worden ist: „Dafür, daß sie der Wahrheit nicht geglaubt haben, wird diesem Volke und Jerusalem reden der Geist des Irrthums.“1 In ähnlicher Weise auch Isaias: „Dafür, daß verschmäht hat dieses Volk die Wasser von Siloe, welche stille dahin gehen, und sich auserwählt hat den Rasin und den Sohn des Romelias; dafür, siehe, wird herausführen über sie der Herr Wasser des Stromes, die gewaltigen und vielen, den König der Assyrer.“2 Unter dem Symbol des Königs versteht er den Antichrist, wie auch ein anderer Prophet sagt: „Und er wird mein Friede sein, wenn kam der Assyrer in unser Land, und wenn er eindrang in unsere Berge.“3