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Œuvres Athanase d'Alexandrie (295-373) Contra Gentes

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Gegen die Heiden (BKV)

9.

Kaum war nämlich der menschliche Geist von Gott abgekommen, da sanken die Menschen in ihrer Einsicht und in ihrem Urteil und übertrugen die Gott schuldige Ehre zuerst auf den Himmel, die Sonne, den Mond und die Sterne, und sie hielten diese Gestirne nicht nur für Götter, sondern auch für die Begründer der übrigen, zeitlich späteren Dinge. Dann sanken sie in ihrem verfinsterten Urteil noch tiefer und nannten den Äther, die Luft und die Erscheinungen in der Luft Götter. Noch weiter gingen sie im Bösen und priesen schon auch die Elemente und Urstoffe der Körperbildung, die Wärme, die Kälte, die Trockenheit und Feuchtigkeit1 als Götter. Wie aber die, die ganz hinfallen, nach Art der Erdschnecken auf der Erde kriechen, so haben die Gottlosesten unter den Menschen, nachdem sie gefallen und von der Vorstellung (des wahren) Gottes abgekommen waren, nunmehr Menschen und Gestalten von Menschen, sei es noch während ihres Lebens, sei es nach ihrem Tode unter die Götter versetzt. Ja, als ihr Sinnen und Trachten noch verkommener wurde, übertrugen sie gar auf Steine und Holzstücke, auf Kriechtiere im Wasser und auf dem Land und auf unvernünftige wilde Tiere den göttlichen und überirdischen Namen Gottes, erwiesen ihnen alle göttliche Ehre und kehrten sich ab vom wahren und wahrhaft seienden Gott, dem Vater Christi. S. 543 Aber wäre doch wenigstens die Verwegenheit der Toren hierbei stehen geblieben, und hätten sie sich doch nicht noch mehr erniedrigt und mit Gottlosigkeit befleckt! Einige sanken ja geistig gar so tief, und ihr Verstand wurde so sehr verfinstert, daß sie sogar Dinge, die überhaupt nie und nirgends existieren und in der Welt vorkommen, gleichwohl sich einbildeten und zu Göttern erhoben. Sie vermischten vernünftige Wesen mit unvernünftigen, kombinierten naturverschiedene Dinge und verehren sie als Götter. Dahin gehören bei den Ägyptern die Götter mit Hunds-, Schlangen- und Eselsköpfen, bei den Libyern Ammon mit dem Widderkopf. Wieder andere nahmen die Körperteile: Haupt, Schulter, Hand und Fuß für sich gesondert, versetzten einen jeden unter die Götter und verehrten ihn göttlich, wie wenn sie nicht genug hätten an ihrem Kult für den ganzen, ungeteilten Körper2. Andere treiben die Gottlosigkeit noch weiter: sie vergöttern und verehren den Lockruf zur Erfindung dieser Götter und zu ihrer eigenen Bosheit, die Lust und die Begierde. So liegt es bei ihrem Eros und der Aphrodite in Paphos3. Andere bei ihnen erkühnten sich, als wollten sie sich in der Schlechtigkeit überbieten, ihre Regenten oder deren Kinder unter die Götter zu versetzen, bald aus Verehrung gegen die Herrscher, bald aus Furcht vor deren Tyrannei: Dahin zählen ihr hochberühmter Zeus auf Kreta4, und der arkadische Hermes5, bei den Indern Dionysos6, bei den Ägyptern S. 544 Isis7, Osiris und Oros8 und jetzt Antinous9, der Liebling des römischen Kaisers Hadrian, den sie wohl als einen Menschen kennen, und dazu als einen Menschen, der statt ehrwürdig zu sein voll Geilheit war, den sie aber doch verehren aus Furcht vor dem, der es gebot. Als nämlich Hadrian in Ägypten weilte, befahl er die Verehrung des verstorbenen Antinous, des Werkzeuges seiner Lust, weil er den Knaben auch nach dem Tode noch liebte — übrigens zugleich ein konkreter Beweis und das Zeugnis dafür, daß eben alle Idololatrie bei den Menschen nicht anderswie aufkam als auf dem Wege der Begierlichkeit auf seiten derer, die sie gestalteten, wie auch schon die Weisheit Gottes bezeugt: „Der Anfang der Unzucht ist die Erfindung der Götzen“10. Doch wundere dich nicht und halte das Gesagte nicht für so unglaublich, wo doch noch unlängst11 oder vielleicht bis S. 545 in die Gegenwart herein12 der römische Senat die Regenten, die je einmal seit Anfang über die Römer geherrscht haben, alle oder in beliebiger Auswahl unter die Götter dekretiert und ihre göttliche Verehrung vorschreibt. Denen sie nämlich nicht gewogen sind, die geben sie als von Natur feindlich aus und nennen sie Menschen; die sie aber sympathisch finden, diese sollen wegen ihrer Tugend verehrt werden, als stünde es in ihrer Macht, Götter zu schaffen, sie, die doch selbst Menschen sind und ihre Sterblichkeit nicht leugnen können. Sie müßten aber, wenn sie Götter schaffen wollen, zuerst selbst Götter sein. Denn das erschaffende Prinzip muß höher stehen als das Ding, das gemacht werden soll: der Richter muß über dem stehen, den er richtet, und der Geber gibt jedenfalls nur, was er hat, wie gewiß auch jeder König nur verleiht, was er hat, und mächtiger und größer ist als der Empfänger. Wenn sie aber die als Götter kanonisieren, die sie haben wollen, so müßten sie erst selbst Götter sein. Doch das Auffallende daran ist, daß sie als Menschen selbst auch sterben und damit ihren Beschluß über die von ihnen Vergötterten als trügerisch verwerfen.


  1. Vielleicht dachte Athanasius hier an die in der ägyptischen Religion angebetete Vierheit: Ra, Sohu, Quab, Osiris (H. Brugsch, Religion und Mythologie der alten Ägypter, Leibzig 1888, S. 29.) ↩

  2. In Ägypten bestand ein Kult, der den einzelnen Körperteilen des von Set in vierzehn Stücke zerrissenen Osiris als Reliquien in den Serapeen geweiht war (Brugsch a. a. O. S. 620). ↩

  3. Stadt auf der Westseite der Insel Cypern mit einem berühmten Tempel der Aphrodite, an der Stelle des heutigen Kukla. ↩

  4. Zeus wurde der Sage zufolge auf Kreta in einer Höhle des Idagebirges geboren. ↩

  5. Hermes wurde als der Sohn des Zeus und der Mäa in einer Höhle des Berges Kyllene in Arkadien geboren. ↩

  6. Nach ziemlich spät aufgekommener Sage unternahm Dionysos einen Eroberungszug nach Indien, dessen Bewohner er nicht anders als mit Wein zu überwinden vermochte. ↩

  7. Isis, eine ägyptische Hauptgottheit, das Symbol der durch den Nil, ihren Bruder und Gemahl, Osiris, befruchteten Erde, bewirkte das AnschWelten des Nil, weshalb alle Nilschiffer und später überhaupt alle Seefahrer ihr sich empfahlen. ↩

  8. Oros war Sohn der Isis und des Osiris. — Bei den Griechen wird die Isis mit der Demeter, Osiris mit Dionys und Oros mit Apollo zusammengestellt. ↩

  9. Ein bithynischer Jüngling von großer Schönheit war der Liebling des Kaisers Hadrian, der im J. 130 angeblich für den Kaiser den Opfertod im Nil starb. Hadrian gründete ihm zu Ehren die Stadt Antionoupolis, ließ ihm Statuen errichten, ein Sternbild nach ihm nennen, erhob ihn endlich zu den Göttern und weihte ihm Tempel. ↩

  10. Weish. 14,12. Das Weisheitsbuch ist hier — und wiederholt in cc. 11 und 17 — unter die kanonischen Schriften gezählt, wie auch sonst bei Athanasius, so in der „zweiten Rede gegen die Arianer“ c. 45 und im „dritten Brief an Serapion“ c. 4. Dies bedeutete zwar keine Ausnahmestellung des Athanasius, wie sich aus der „Apologie gegen die Arianer“ c. 3 ergibt, wo eine alexandrinische Synode vom Jahre 338 Weish. 1, 11 als „in den heiligen Schriften verzeichnet“ findet. Dagegen hat Ath. in seinem 39. Festbrief aus dem Jahre 367 (MPG XXVI, 1176sqq), der ein alt- und neutestamentliches kanonisches Verzeichnis mitteilt, das Weisheitsbuch nicht mehr unter die kanonischen Schriften aufgenommen, sondern nur mehr unter die für den Katechumenenunterricht geeigneten. ↩

  11. Athanasius dachte wohl an die Apotheose Diokletians i. J. 313. ↩

  12. Ath. scheint sich über die Tatsache und den Zeitpunkt der Apotheose Diokletians nicht klar zu sein, oder er vermutet eine ähnliche Vergötterung auch für den noch lebenden Konstantin nach dessen Tode. (Vgl. Hoß a. a. O. S. 88.) ↩

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Against the Heathen

§9. The various developments of idolatry: worship of the heavenly bodies, the elements, natural objects, fabulous creatures, personified lusts, men living and dead. The case of Antinous, and of the deified Emperors.

For now the understanding of mankind leaped asunder from God; and going lower in their ideas and imaginations, they gave the honour due to God first to the heaven and the sun and moon and the stars, thinking them to be not only gods, but also the causes of the other gods lower than themselves 1. Then, going yet lower in their dark imaginations, they gave the name of gods to the upper æther and the air and the things in the air. Next, advancing further in evil, they came to celebrate as gods the elements and the principles of which bodies are composed, heat and cold and dryness and wetness. 2. But just as they who have fallen flat creep in the slime like land-snails, so the most impious of mankind, having fallen lower and lower from the idea of God, then set up as gods men, and the forms of men, some still living, others even after their death. Moreover, counselling and imagining worse things still, they transferred the divine and supernatural name of God at last even to stones and stocks, and creeping things both of land and water, and irrational wild beasts, awarding to them every divine honour, and turning from the true and only real God, the Father of Christ. 3. But would that even there the audacity of these foolish men had stopped short, and that they had not gone further yet in impious self-confusion. For to such a depth have some fallen in their understanding, to such darkness of mind, that they have even devised for themselves, and made gods of things that have no existence at all, nor any place among things created. For mixing up the rational with the irrational, and combining things unlike in nature, they worship the result as gods, such as the dog-headed and snake-headed and ass-headed gods among the Egyptians, and the ram-headed Ammon among the Libyans. While others, dividing apart the portions of men’s bodies, head, shoulder, hand, and foot, have set up each as gods and deified them, as though their religion were not satisfied with the whole body in its integrity. 4. But others, straining impiety to the utmost, have deified the motive of the invention of these things and of their own wickedness, namely, pleasure and lust, and worship them, such as their Eros, and the Aphrodite at Paphos. While some of them, as if vying with them in depravation, have ventured to erect into gods their rulers or even their sons, either out of honour for their princes, or from fear of their tyranny, such as the Cretan Zeus, of such renown among them, and the Arcadian Hermes; and among the Indians Dionysus, among the Egyptians Isis and Osiris and Horus, and in our own P. 9 time Antinous, favourite of Hadrian, Emperor of the Romans, whom, although men know he was a mere man, and not a respectable man, but on the contrary, full of licentiousness, yet they worship for fear of him that enjoined it. For Hadrian having come to sojourn in the land of Egypt, when Antinous the minister of his pleasure died, ordered him to be worshipped; being indeed himself in love with the youth even after his death, but for all that offering a convincing exposure of himself, and a proof against all idolatry, that it was discovered among men for no other reason than by reason of the lust of them that imagined it. According as the wisdom of God testifies beforehand when it says, “The devising of idols was the beginning of fornication 2.” 5. And do not wonder, nor think what we are saying hard to believe, inasmuch as it is not long since, even if it be not still the case that the Roman Senate vote to those emperors who have ever ruled them from the beginning, either all of them, or such as they wish and decide, a place among the gods, and decree them to be worshipped 3. For those to whom they are hostile, they treat as enemies and call men, admitting their real nature, while those who are popular with them they order to be worshipped on account of their virtue, as though they had it in their own power to make gods, though they are themselves men, and do not profess to be other than mortal. 6. Whereas if they are to make gods, they ought to be themselves gods; for that which makes must needs be better than that which it makes, and he that judges is of necessity in authority over him that is judged, while he that gives, at any rate that which he has, confers a layout, just as, of course, every king, in giving as a favour what he has to give, is greater and in a higher position than those who receive. If then they decree whomsoever they please to be gods, they ought first to be gods themselves. But the strange thing is this, that they themselves by dying as men, expose the falsehood of their own vote concerning those deified by them.


  1. For the following chapters Döllinger, ‘The Gentile and the Jew,’, is a rich mine of illustration. The recently published ‘Manual of the History of Religions,’ by Prof. Chantepie de la Saussaye (Eng. Tra. pub. by Longmans), summarises the best results of recent research.  ↩

  2. Wisd. xiv. 12 .  ↩

  3. Constantine was the last Emperor officially deified (D.C.B., I. 649), but even Theodosius is raised to heaven by the courtly ClaudianCarm. de111Cons. Honor.163sqq.;cf. Gwatkin, p. 54, note. ↩

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Against the Heathen
Gegen die Heiden (BKV)
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Einleitung zu "Gegen die Heiden" und "Über die Menschwerdung"
Introduction to Against the Heathen

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