65.
Nachdem die Wahrheit gezeigt hat, daß das Wort der Natur nach kein Geschöpf ist, so müssen wir nun im folgenden sagen, warum es „Anfang der Wege“ genannt worden ist? Denn da der erste Weg durch Adam verloren ging, und wir das Paradies mit dem Tode vertauschten und hören mußten: „Du bist Erde und wirst zur Erde zurückkehren“1, deshalb zieht das menschenfreundliche Wort Gottes nach dem Willen des Vaters das geschaffene Fleisch an, um dieses Fleisch, das der erste Mensch durch seine Übertretung ertötet hat, selbst im Blute seines eigenen Leibes wieder zu beleben und „uns“, wie der Apostel gesagt hat, „einen neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, d. h. durch sein Fleisch zu bereiten“2. Dies drückt er auch an einer andern Stelle aus mit den Worten: „Wenn deshalb ein neues Geschöpf in Christus geworden ist, so hat das alte aufgehört; siehe, alles ist neu geworden“3. Wenn aber eine neue Schöpfung entstanden ist, dann muß es irgendeinen Ersten für diese Schöpfung geben. Ein bloßer Mensch nun und ein rein irdisches Wesen, so wie es wir infolge der Übertretung geworden sind, konnte es nicht sein. Denn auch bei der ersten Schöpfung sind die Menschen untreu geworden, und die erste Schöpfung ging durch sie verloren. Es bedurfte eines andern, der auch die erste erneuerte und die neugeschaffene erhielt. Daher wird nicht irgendein anderer, sondern der Herr, ein Anfang der neuen Schöpfung, aus Liebe zu den Menschen als Weg geschaffen, und er sagt mit Recht: „Der Herr schuf mich als Anfang seiner Wege für seine Werke“, damit der Mensch nicht mehr nach jener ersten [Schöpfung] sein Leben gestalte, wir vielmehr, da ein Anfang einer neuen Schöpfung besteht, und wir in Christus einen Anfang ihrer Wege haben, S. 212 fortan ihm nachfolgen, der da spricht: „Ich bin der Weg“4. Denn dies lehrte auch der selige Apostel in seinem Briefe an die Kolosser, wo er sagt: „Er ist das Haupt des Leibes der Kirche, er, der da ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem den Vorrang habe“5.